Amateurfilme zu bewerten ist ein heißes Pflaster, vor allem wenn Macher wie Olaf Ittenbach den Status "Amateur" längst hinter sich gelassen haben und kurz vor dem Independentfilmer stehen. Nach Ansicht von "Legion of the Dead" kann man dann auch recht gut einschätzen, wo Stärken und Schwächen Ittenbachs liegen.
Zunächst muß man mal eins vorerst aus der Wertung nehmen: "Legion" ist ein Schmelztiegel aus Versatzstücken und Ideen der Filme "Pulp Fiction", "Sieben", "Hitcher" und vor allem "From Dusk till Dawn", wobei man sicherlich noch einige andere Ansätze finden kann. Zwar ist der Film keine Parodie (wenn auch als Splatterkomödie mit angelegt), aber es ist deutlich zu erkennen, daß Ittenbach seine Vorbilder gut studiert hat, so daß man ihm keinen Klau unterstellen darf, allerhöchstens Armut an wirklich neuen Ideen.
Anschließend kommen wir zu den positiven Eindrücken: hier gab es ein beachtliches Budget (man hört von 3,5 Millionen Dollar) und das kann man an allen Ecken und Enden auch sehen. Ittenbach ist schon lange kein Heimkurbler mehr, sondern gerade inszenatorisch und visuell auf professionellem Niveau. Kameratechnisch ohne Fehl und Tadel, in knackigen Bildern und mit hohem produktionstechnischen Aufwand bietet er einen bunten bis blutigen Bilderbogen in erlesener Qualität, ist dabei weder simpel noch versucht er sich an Umsetzungsideen, die eine Nummer zu groß für ihn sind. Bei allem dem debilen Billigschrott weiß Gott ein Erlebnis.
Ebenso dürfen sich Genrefreaks am Blutgehalt erfreuen. Eine "Dusk"-angelehnte Kneipenschießerei mit Vampir-Dämonen und Legionskillern läßt die Suppe ordentlich spritzen und sowohl die "Anwerber" der Legion wie auch ein paar nette Extras bieten Blood and Guts auf höchstem Niveau, wobei der Fehler vermieden wird, die Produktion darin zu ersäufen.
Und obwohl der Film mit diversen Handlungssträngen geradezu überläuft, konnte ich gegen Ende ein gewisses Gähnen nicht unterdrücken.
Schwerwiegenster Grund dafür: das Drehbuch!
Hier besteht für die Zukunft dringender Handlungsbedarf, denn wenn Ittenbach in einer Kategorie noch eine Menge zu lernen hat, dann darin, seine Stoffe selbst zu schreiben.
Das Skript geschwätzig zu nennen, wäre noch untertrieben. Offenbar angetan von allzu "lustigem" Gelaber kommt jeglicher Dialogschwund in den Film, der da nichts zu suchen hat.
Die Gespräche unserer beiden Helden sollen anscheinend kultig-bekifft rüberkommen, sind aber meistens vollkommen gehaltlos. Es findet weder eine ordentliche Charakterisierung, noch eine sinnvolle Einführung der Figuren statt. Wenn ich all den Schrott, den man für die Handlung eben nicht wissen muß, rauskürzen würde, wäre das beinahe ein Stummfilm.
Stattdessen wird es breitflächig versäumt, die verschiedenen Handlungsstränge erzählerisch aneinander anzunähern oder auch nur das Nötigste dem Zuschauer zu erklären. Der Serienkillerplot im Auto ist ein unwichtiger Gag, füllt aber reichlich Zeit; die zwei depperten Anwerber der Legion mögen zwar einmal lustig wirken, ihre unheimliche Wirkung verpufft jedoch komplett. Was der Zweck ihrer Handlungen ist, bleibt für den überwiegenden Teil der Laufzeit im Dunkeln und die albernen Mißgeschicke nerven bald nur noch.
Die zwei (drei) Hauptfiguren schweben charakterlos im Raum, keiner dient auch nur halbwegs zur Identifikation. Was anfangs noch als Sympathiefigur + Hirnikiffer + markigem Cowboyhutkumpel rüberkommen will, verwandelt sich bald in ein unentschiedenes Hin und Her. Mal ist der Hirni mutig, dann wieder feige, mal vernünftig und sachlich, dann wieder debil. In ähnlicher Breite schwankt sein optisch angenehmer Kumpel, während unser Cowboy sich schnellstens verabschiedet. Das knusprige Mädel mit seinen Vampiren schließlich bleibt bis zum Schlußakkord ein Rätsel, allein bezüglich der Herkunft and so does also the longhaired bad guy.
Diese derart zerfaserte und unfokussierte Erzählweise fördert weder Spannung noch Beklemmung, sondern läßt das konfuse Geschehen mehr zu einer Ansammlung von gut getricksten Albernheiten verkommen. Hier wäre es jedoch nötig gewesen, eine gar nicht mal so komplizierte Story straight zu erzählen, und nicht jeden Kurzschluß im Gehirn mit ins Drehbuch zu packen. Wer also nicht so recht, wohin der Film eigentlich will, muß sich kaum wundern.
Was sich jedoch überhaupt nicht einstellen will (und das ist am tödlichsten für das Allgemeininteresse): dem Film fehlt es an jeglichem Coolnessfaktor, gerade das, worauf er es eigentlich abgesehen hat.
Mag sein, daß das an der Nähe zu den Vorbildern liegt, jedoch scheint das Fehlen eines eigenen Styles Ittenbachs größtes Dilemma zu sein. Auf rein technischer Ebene muß er da kaum noch dazulernen, aber was noch fehlt, ist die totale Unverwechselbarkeit, das Besondere, das gewisse Flair. Hier berauscht man sich noch zu sehr an der ersten Großproduktion.
Meine Hoffnung bleibt, daß demnächst jemand dem Team Ittenbach ein brauchbares Drehbuch liefert, daß nicht in der Filmgeschichte deutlich erkennbar gewildert ist und darüber hinaus wenigstens die Mindestmenge an dramatischem Gespür aufweist. Dann muß ich mich beim 25-Minuten-Showdown auch nicht ständig fragen, was das alles soll und wie lange ich noch muß. (4/10)