Es fällt ein wenig schwer, „Faust“ fair zu beurteilen. Das liegt daran, dass sich zwei sehr unterschiedliche Niveauebenen zu einem Film vereinigen: der eine Teil ist wirklich ansprechend, der andere Teil schlecht und peinlich (die Teile, in denen Jasper als Dämon auftritt). Leider sind beide Teile stark vermischt, was dem Zuschauer ein Wechselbad der Gefühle beschert.
Die Story ist nicht schlecht. Nach dem Mord an seiner Freundin will der sensible Künstler John Jasper Selbstmord begehen. Auf der Brücke trifft er M (die zeitgemäße Ausgabe von Mephisto), der John die Chance gibt, sich an den Mördern seiner Freundin zu rächen. Er muss nur flugs einen Vertrag zwecks Übereignung seiner Seele unterschreiben und „zack“ – wird aus dem sanften Maler eine mit Klauen bewehrte Tötungsmaschine. Diese schlachtet nicht nur einige der Mörder seiner Freundin hin, sondern entsorgt danach im Auftrag von M auch noch andere Schurken. Leider meldet sich Johns Gewissen und er will nicht mehr für M arbeiten. So geht es nicht; M beerdigt Jasper zusammen mit seinen Klauen. Statt in der Hölle zu landen, ersteht Jasper als „Dämon“ wieder auf und geht gegen M und seine Mitstreiter vor. Selbige bereiten eine Teufelsheraufbeschwörung vor, die von Jasper nachhaltig gestört wird.
Yuzna hat hier mit Sicherheit nicht seinen schlechtesten Film abgeliefert. Er ist sogar phasenweise richtig gut. Da liegt nicht zuletzt an dem ersten Teil des Films, bei dem mit unterschiedlichen Erzählebenen beleuchtet wird, was es mit dem mordenden Jasper auf sich hat. Ein exzellenter Soundtrack unterstreicht den guten Gesamteindruck (wenn man Metal mag). Und wie so oft hat Yuzna gute Schauspieler. Der obligatorische Combs spielt recht ordentlich einen Polizisten. Divoff gibt einen sehr guten Mephisto ab, der sich nicht nur mit dem dämonisierten Jasper rumärgern muss, sondern auch noch mit Intrigen im eigenen Haus belastet wird. Und Mark Frost bringt beide ursprünglichen Facetten von John Jasper (Künstler und Rächer) sehr gut rüber.
Leider funktioniert das überhaupt nicht mit dem dämonischen Jasper. Der ist super-peinlich (Batman in lila mit Zipfeln am Kopf), agiert wie ein schlechter Witz und kommt ungefähr so bedrohlich rüber wie der Grinch. Und so kommt es, dass Yuzna mit jedem Auftritt dieses lila Wichtes sämtlich Spannung aus seinem Werk nimmt. Wirklich schade.
Wie kann man den Film beurteilen? Ohne den „Grinch“ sichere 8 Punkte. Jasper im Gummianzug: 2 Punkte. Da die Szenen nicht allzu häufig sind können 6 Punkte gerechtfertigt sein. Dem geneigten Zuschauer sei empfohlen, immer dann, wenn der lila Pinsel kommt, aufs Klo zu gehen oder sich ein Bier zu holen. Dann ist „Faust“ wirklich gute Unterhaltung.