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Was „Baywatch“ für Rettungsschwimmer und „S.W.A.T“ für die gleichnamige Spezialeinheit, ist „Backdraft“ für die amerikanische Feuerwehr. Ein einziger Werbefilm über die Männer in Rot und ihrem Kampf gegen ihren erbarmungslosen Gegner: Das Feuer. Mainstreamregisseur Ron Howard schuf für diesen Beruf das Epos schlechthin, standen ihm, neben der unvergesslichen Musik von Hans Zimmer, auch noch eine beeindruckende Riege von Schauspielern und ein ordentliches Budget zur Verfügung.

Schade nur, dass das Drehbuch kein Raub der Flammen geworden ist, bietet es doch nur eine langweilige, konventionelle Story um ein ungleiches Brüderpaar bei der Feuerwehr, das sich nie ausstehen konnte. Lieutenant Stephen „Bull“ McCaffrey (Kurt Russel) macht Karriere bei der Feuerwehr, führt seinen eigenen Zug stürmt immer als erster (stets ohne Atemmaske) in die brennenden Flammen und verlässt die einstürzenden Häuser zu letzt. Sein Bruder Brian McCaffrey (William Baldwin), traumatisiert vom Tod seines Vaters, der ebenfalls Feuerwehrmann war und bei einem Einsatz vor seinen Augen ums Leben kam, ist da aus ganz anderem Holz geschnitzt, schlug sich mit unbefriedigenden Jobs herum, brauch die Feuerwehrschule ab, um es nun erneut zu versuchen; ausgerechnet im Zug seines Bruders.

Hört sich alles recht mau an, ist es auch. Hinzugefügte Subplots um einen Politiker, der das Budget der Feuerwehr zusammen streicht, gescheiterte Ehen, unglückliche Beziehungen, exzentrische Lebensweisen, Schlägereien in Bars, das alles zeigt nur, dass dem Drehbuchautor nicht mehr als Standartware einfiel.

Wenn allerdings die Warnsirenen ertönen und die Feuerwehr auszurücken beginnt, entfacht Ron Howard Eyecandy, dass einem ganz warm ums Herz wird. Mit lauten Sirenen und temporeicher Musikbegleitung wird durch die Straßen geheizt, am Brandherd werden falsch parkende Autos trocken demoliert, gekoppelt, Schläuche ausgerollt und gelöscht, was die Leitungen hergeben. Es ist ein heißer Kampf, denn man bis in die heimischen Wände spürt und riecht, erstklassig, spannend wie spektakulär inszeniert und mittendrin die Heldentruppe enorm am Posieren und mit „Phönix steigt aus der Arsche auf“ Aktionen (natürlich in Zeitlupe). Das Adrenalin fließt, die Anspannung ist da und das hinterhältige, unberechenbare Feuer wird niedergekämpft. Obligatorische, heldenhafte Rettungen und Machosprüche inbegriffen.

Doch zwischen heißer Action hat der Plot immer wieder arge Durchhänger, die die meisten Schauspieler aber geschickt zu verbergen versuchen. Kurt Russell hat als draufgängerischer Anführer sowieso die Paraderolle gepachtet, William Baldwin (der damals noch mit Bruder Alex zur A-Riege, wo keiner der vier Brüder inzwischen mehr etwas zu suchen hat) spult nur sein Standardrepertoire herunter, zog damals aber noch das weibliche Publikum an, Scott Glenn und Robert de Niro, sowie Donald Sutherland liefern routinierte Leistungen in Nebenrollen ab und J.T. Walsh ist in der schmierigen Politikerrolle ideal. Mutig, dass ein Großteil davon seine Stunts auch gleich selbst durchgeführt hat.

Der Plot um einen möglichen Brandstifter, der mit Hilfe des Feuers mordet, aber mittels „Backdraft“ es auch gleich erstickt, bringt den Film in seiner Handlung immerhin etwas voran, wird aber immer wieder von den seifigen Beziehungskisten gestört, in denen es Baldwin schon mal auf dem dach eines Feuerwehrwagens treibt oder der resignierte Russell fleißig das Dach seiner Ex repariert, oder durch einen erneuten Streit des ungleichen Brudergespanns komplett unterbrochen. Immerhin führt die Chose zu einem brandheißen, actiongeladenen Ende, die das vorher gezeigte noch mal toppt.

Fazit:
„Backdraft“ ist eine ganz heiße Sache, die in ihren Actionszenen heute noch Referenz ist und wohl auch in absehbarer Zeit noch bleibt. „Mittendrin statt nur dabei“ ist auch hier das Rezept. Wäre nicht das klischeebeladene, unspektakuläre Drehbuch, dem jegliche Ideen fehlen, würde „Backdraft“ zu den ganz Großen unter den Actionfilmen zählen. So bleibt, auch dank der meist guten Schauspieler, „nur“ die Genrekrone.

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