Review

Kaum zu glauben, aber wahr!
Deutsche Kino-Comedy Marke Gebrüder Zucker ist doch möglich, ohne in die absoluten Niederungen des Humors abzusinken.
Ich gebe zu, auch ich war mißtrauisch, trotz meiner Vorliebe für den vollkommen weggedrehten Humor der Bullyparade. Aber wenn am ersten Wochenende knapp eine Million Deutscher die Kinos stürmen (und noch dazu im Juli!!!), um eine deutsche Komödie zu sehen, dann muß da jemand etwas absolut richtig gemacht haben.
Und Karl Mays Klassiker erweisen sich dann auch als dankbare Vorlage für einen Haufen albernen Klamauks, der elegant der Flachheit entgeht, indem das Timing endlich mal stimmt.
Gerade das ist für gewöhnlich das größte Problem der deutschen Filmemacher, die kein Gespür dafür haben, wann man einen Gag still für sich wirken lassen muß, wann ihn breittreten und was ein Gag überhaupt ist.
Allerdings sind die Vergleiche mit der "Nackten Kanone" nur bedingt zutreffend.
Zwar handelt es um eine Mischung aus Genreparodie und komödiantischem Wildwuchs, aber es gibt deutlichere Parallelen zu Mel Brooks "Der wilde, wilde Westen". Am Ende gleitet das wilde Treiben sogar noch in eine schöne Indiana Jones-Parodie ab, ohne aber wie bei Brooks völlig aus dem Filmrahmen zu springen.
Inhaltlich hangelt sich Michael Bully Herbig immer haarscharf am inhaltlichen roten Faden entlang, so daß die Pointen nicht zerfasern, wenn dieser Faden erwartungsgemäß auch nicht sehr dick ist. Doch die Geschichte vom Wettlauf unserer Helden mit einer Banditenbande um eine Schatzkarte, die zu einem Edelstein führt, um die Shoshonen vom Kriegspfad abzubringen, ist genau so einfach gesponnen, um das Möglichste aus der Story herauszumelken. Vielleicht nicht das Maximum, wie einige der Outtakes beim Abspann beweisen, von denen einige keine Verwendung im Film fanden.
Es ist hilfreich, Bully, Tramitz und Kavanian zu mögen, um das Gewimmel hier lustig zu finden, aber wer sich darauf einläßt, wird eine schöne Zeit haben.
Leider hat sich Bully manchmal etwas verhoben bei seiner Vielzahl von Jobs als Regisseur, Produzent, Autor und doppelter Hauptdarsteller, so daß gerade die Parts von Abahachi zeitweise etwas dröger sind, aber vermutlich hat er sich deshalb den Part des schwulen Zwillings Winnetouch gegönnt, der das wieder herausreißt. Einen Schritt dahinter Tramitz als Trapper Ranger, der ein wahrer Komödiant in all seiner nötigen Sparsamkeit ist. Ein Brüller vor dem Herrn. Leider recht leer geht Rick Kavanian aus, dessen Part als serienerprobter Tavernengrieche Dimitri leider nicht nur zu klein, sondern auch ziemlich überflüssig ist. Ein Schicksal als Indianer oder noch besser als Bandit hätte diesem wandlungsfähigen Talent besser gestanden. Einsame Klasse dagegen Sky Du Mont, der seinen Part als einfühlsamer Bösewicht mit einer Direktheit durchzieht, als sei er als Santa Maria geboren.
Marie Bäumer macht zwar optisch und mimisch einiges her, floppt leider manchmal, wenn sie den Mund aufmachen muß. Das gleicht aber Tom Gehrhardt-Sidekick Hilmi Sözer als Hombre wieder aus, dessen komödiantische Fähigkeiten breiter gestreut sind als man denken möchte.
Wie gesagt, natürlich sitzt nicht jeder Gag, aber es gibt auch kaum Leerlauf, wofür die eigentliche Stärke des Bully-Teams verantwortlich ist: nicht der gewollte Gag, sondern die beinahe beiläufig im Hintergrund untergebrachte Verrücktheit. Wenn Ranger sich mit einem Barkeeper unterhält, während vor seiner Nase ein volles Bierglas nach dem anderen in rasender Fahrt seinem Ende nähert. Die ständige Furzerei eines der Banditen, der ständig von den Kollegen angeschwärzt wird. Cowboys bei einer Käsefondue im Saloon. Winnetouch, wie er Gitterstäbe mit einer Nagelfeile ansägt. Ein Indianer, der mit einer Farbrolle Tipis weißt. Ein Coyote, der "Strangers in the Night" von sich gibt. Karl May, der besoffen in der griechischen Taverne runhängt.
Einfach zum Knuddeln immer wieder die Kleinigkeiten rund um die recht kindlich eingestellten Banditen und ihren Allzweckpapi Santa Maria. Gewöhnungsbedürftig, aber dann sehr genußvoll sind die eine oder andere Musical-Gesangseinlage, ein absoluter Hit jedoch Sky Du Monts gesungene Werbemelodie für den "Super Perforator". Beeindruckend dabei die Tanzkünste aller Beteiligten.
Nur den Off-Kommentar hätte man sich zumindest beim Indianer-Schnellkurs sparen können. Hier wäre Pantomime witziger gewesen.
Technisch ist das Treiben voll auf der Höhe, teilweise mit beeindruckenden Tricks, die man deutschen Produktionen gar nicht zugetraut hat. Auch die Kameraarbeit ist blitzsauber und von hoher Qualität.
So kommt denn alles zu einem glücklichen Ende für den Schuh des Manitu, bei dem ich wirklich ständigem Amusement und einigen wirklich guten Brüllern ausgesetzt war. Ich finde, das haben wir Zuschauer, die Produktion und der deutsche Film wirklich mal verdient, daß so ein Film auch mal Erfolg hat.
Bleibt zu wünschen, daß hiervon keine Fortsetzung gedreht wird, sondern sich das Erfolgstrion vielleicht mal an einer neuen Parodie versucht. Anbieten würde sich ja die Enterprise-Verarsche "Unser Traumschiff". Aber laßt euch viel Zeit damit, auf das es ebenso gelungen wird, wie die Storys rund um Winnetous Söhne.
Ehrlich verdiente 7,5/10.

PS: Wie schon gesagt, zum Abspann gibt es einige wirklich schöne Outtakes und nach dem Abspann noch einen kleinen Monolog von Winnetouch, während er dem Horizont zureitet. Bitte im Kino sitzenbleiben!

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