Review

"Ok, jetzt ganz tapfer sein", sagte ich zu mir selber, als das "Schuh des Manitu"-Tape in den Videorekorder wanderte. "Das stehst du durch. Was dich nicht umbringt, macht dich nur noch härter", waren die Parolen, die ich mir in den ersten Sekunden selber vorsprach.

Ich hielt und halte nichts von all diesen aberwitzigen Comedyshows in unserem verblödeten Fernsehen. Und genau deswegen wußte ich zwar von der Existenz der "Bullyparade", kannte ihn aber nicht. Und nun sollte ich Zeuge des ersten Kinofilms von dem Typen sein. Eine parodistische Demontage eines wichtigen Kindheitseinflusses eines jeden Bubs: Karl Mays Westernromane und -verfilmungen. Und das alles komplett mir Indianer-Schwuchteln. Mir war schon zu Anfang klar, dass das, was ich sehen werde, mir nicht sonderlich gefallen würde.

Doch zunächst war ich beeindruckt. Die Locations und der Kamerastil waren überraschend gelungen und authentisch. Regisseur "Bully" Herbig schaffte es tatsächlich ein wenig altbackenen Karl-May-Western-Flair zu verbreiten. Und dann noch eine Überraschung: Ich lachte. Ich lachte sogar teilweise laut. Bei aberwitzigen Wortwitzen und -spielen, die meist aus dem Mund des großartigen Sky Dumonts kamen, und wirklich lustigen Slapstickeinlagen, konnte ich nicht einfach. Ich war fast etwas enttäuscht von mir, da ich bei der Auswahl des Videos der einzige war, der sich deutlichst gegen den Kram aussprach - und nun mitlachte. Aber manche Wortspielereien waren einfach zu clever und zu nett. Manche Szenen erinnerten mich sogar an den Parodieklassiker "Die nackte Kanone". Zunächst war ich beeindruckt.

Doch dann mussten viele meiner Eindrücke wieder revidiert werden. Herbig machte vieles dann doch zu gefällig, zu plump. Den absoluten Tiefpunkt erlebt der Film, wenn der Apachen-Tunte bei der Indiana-Jonesesken Zugfahrt die Hose wegrutscht. Da war das Niveau wieder im Untergeschoß, und mein Lächeln war wieder weggezaubert, und meine Augen rollten wieder kräftigst genervt in ihren Höhlen. Und das war nicht die einzige Szene, die nicht meinem Geschmack entsprach. Das ständige Penetrieren von Schwulenwitzen auf die schwächste Art und die teilweise arg einfallslosen Slapstickeinlagen machten das Vergnügen doch wieder nur zu einem einmaligen Erlebnis.

Ich bin froh, den Film gesehen zu haben, doch ich werde ihn mir kein zweites Mal ansehen. Vielleicht fand ich ihn auch nur so erträglich, weil ich ihn in einer großen Gruppe gesehen habe, alleine hätte ich ihn vermutlich schon nach 5 Minuten aus meinerm Rekorder gezogen.

Mein Fazit lautet: Technisch perfekt, inhaltlich wird leider Humor für jedermann - und somit auch für die Grenzdebilen - geboten.

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