Dalton Trumbos großer Roman "Johnny got his gun" verschwindet immer dann aus den US-Buchhandlungen,wenn unsere amerikanischen Freunde wieder einmal die Freiheit mit der Waffe verteidigen müssen.
Er selbst hat sein Buch 1971 verfilmt und dabei ein Meisterwerk des Anti-Kriegsfilms geschaffen.
Der junge Johnny will ein Gewehr und er bekommt es auch als er sich freiwillig für den 1.Weltkrieg meldet.Getroffen von einer Granate überlebt er,allerdings blind ,stumm und taub,ohne Arme und Beine.Zu Versuchszwecken wird er am Leben gelassen und vegetiert dahin in einer Besenkammer.
Eigentlich ein Kammerspiel und schwer zu verfilmen und doch gelingt Trumbo das Kunststück mit seinem Film zu fesseln.Die Realität erscheint dabei in tristem schwarz-weiß,seine Erinnerungen und die zunehmend surrealistisch anmutenden Traumsequenzen sind dagegen in Farbe.Und ist Johnny zunächst noch froh überlebt zu haben,so wandelt sich im Laufe des Films diese Freude in blankes Entsetzen,als er merkt,daß von ihm nur noch ein Torso übrig ist.Was bleibt sind philosophische Selbstreflektionen über Geist und Materie,über die Liebe und den Tod.Im Dialog mit Jesus (ausgesprochen zynisch,der junge Donald Sutherland) spielt er seine Möglichkeiten durch.Altmeister Luis Bunuel schrieb dazu übrigens das Drehbuch.Allein auf sich selbst geworfen,bei vollem Bewußtsein und ohne Möglichkeit sich mitzuteilen enthüllt Johnny die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges.Auch als ihm mittels Morsezeichen die Aufnahme der Kommunikation gelingt,möchte er eigentlich nur noch aufrütteln oder sterben.Aber beides wollen die Machthaber nicht dulden.
"Johnny got his gun" zwingt zur Stellungnahme.Der Film ist blasphemisch,antikapitalistisch und enthüllt all die Phrasen,die die Kriegstreiber dieser Welt so gerne im Munde führen.Dabei kommt Trumbo nahezu ohne effekthascherische Ballerei bzw. eine realistische Schilderung des Kriegsgeschehens aus.Allein die Meditation seines Protagonisten über das Leben fesselt und macht sprachlos.Einen überzeugenderen und tiefsinnigeren Film über den Krieg und seine Folgen habe ich noch nie gesehen.10 von 10 Punkten.