Die angenommenen Gründe, warum Arnold Schwarzenegger die Teilnahme an Predator 2 (1990) letzten Endes ablehnte, sind vielschichtig. Es gibt Stimmen, die behaupten, es wäre ihm alleine um das liebe Geld gegangen, andere Quellen besagen, dass er den Regisseur, das Drehbuch und die ihm zugewiesene Rolle nicht leiden konnte. Das Impact Magazin mit Bericht vom 23.04.1991 mutmaßte, Big Arnie wäre in terminliche Konflikte mit den Dreharbeiten zu Kindergarten Cop geraten, weswegen er zähneknirschend absagen musste. Die Wahrheit kennt wohl nur die steierische Eiche höchstpersönlich und auch der Regieposten musste im zweiten Predator Abenteuer neu besetzt werden, da John McTiernan, Strippenzieher des ersten Teils, mit den Dreharbeiten zum Sean Connery Kracher Jagd auf roter Oktober (1990) beschäftigt war. Produzent Joel Silver installierte daraufhin Stephen Hopkins, welcher ihn mit seinem Regiedebüt A Nightmare on Elm Street 5 (1988) schwer beeindrucken konnte, als Regisseur und brachte gleich zwei Hochkaräter für die Besetzungsliste mit: Danny Glover und Gary Busey, die bereits in Lethal Weapon mit ihm zusammen arbeiteten. Trotz der ganzen Änderungen ist Predator 2, dass darf ich vorweg nehmen, eine würdige und unterhaltsame Fortsetzung geworden, obwohl die Klasse des Originals, welches weltweit knapp 100 Millionen Dollar Kinoerlös einspielte, nicht ganz erreicht werden konnte.
Die Rahmenhandlung beruht größtenteils auf dem ersten Predator-Comic Concret Jungle (1988), in welchem das Schlachtfeld vom Dschungel in die Metropole New York verlegt wurde und korrupte Regierungsbeamte die Existenz der Predatoren vertuschen, um sich deren fortgeschrittene Technologie zu Nutze zu machen. Laut den Drehbuchautoren Jim und John Thomas stand die Verwirklichung von Predator 2 in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Erfolg des Comics, erst nach dem dieser ein Hit wurde, gelang es Joel Silver bei 20th Century Fox für Predator 2 grünes Licht zu bekommen. Der Schauplatz für den Film wurde auf Los Angeles geändert, während das finale Skript innerhalb von 3 Wochen fertig war. Die eigentliche Intension der Geschichte zeigt auf, dass der intergalaktische Killer die Erde seit Jahrhunderten in wiederkehrenden Zyklen besucht, um seinem Jagdtrieb zu frönen und seinem raubtierartigen Instinkt nachzugehen. Wir schreiben das Jahr 1997. In Mitten eines erbitterten Bandenkrieges zwischen kolumbianischen und jamaikanischen Drogenkartellen sterben auf unerklärliche Weise Mitglieder von beiden Seiten. LAPD Offizier Mike Harrigan (Danny Glover) versucht zusammen mit seinen Kollegen Danny Archuleta (Ruben Blades), Leona Cantrell (Maria Conchita Alonso) und Jerry Lambert (Bill Paxton) die mysteriösen Todesfälle aufzuklären. Nach dem sie bei ihren Ermittlungen mit der von Agent Peter Keyes (Gary Busey) Regierungsspezialeinheit aneinander geraten, können sie die Identität des Mörders aufdecken. Ein mit vernichtenden Waffen ausgestatteter, monströser außerirdischer Predator (Kevin Peter Hall) zieht eine blutige Spur durch die Unterwelt der Stadt. Als Danny Opfer wird, kennt Harrigan nur noch ein Ziel: Den Predator zur Strecke zu bringen, während Keyes mit seinen Leuten versucht, unter dem Deckmantel der Wissenschaft das Alien lebendig zu fangen...
Genialität kann manchmal so einfach sein, dass beweisen zumindest die Opening Credits von Predator 2, in welchen die Kamera über ein riesiges Waldgebiet nach oben gleitet, ehe der Zuschauer die mächtigen Wolkenkratzer von Los Angeles erblickt, was für eine passende, fließende Überleitung mit Symbolcharakter. Der Tapetenwechsel steht nicht nur diesem augenzwinkernden Anfangsgimmick gut zu Gesicht, auch der Film erfreut sich über das neue abwechslungsreiche Setting, welches für den Predator ein optimales Jagdrevier darstellt und mit den zahlreichen Bandenmitglieder der Drogenclans jede Menge Opfer für sein blutrünstiges Treiben bietet. Die offene, betont actionlastige Inszenierung von Stephen Hopkins ist dabei nicht von schlechten Eltern und bietet neben der artbezogenen Actionvielfalt (Schusswechsel, Explosionen, exotische Waffen) auch qualitativ betrachtet eine größtenteils gelungene Umsetzung. Mein Anspruch an Härte, Durchschlagskraft und Intensität der temporeichen Actionsequenzen ist vollumfänglich befriedigt worden und auch die audiovisuelle Wirkung weiß durch die wertige Optik und den atmosphärischen, allgegenwärtigen Predator-Score von Alan Sylvestri zu gefallen. Leider sind Orientierung und Übersichtlichkeit teilweise ein wenig abhanden gekommen, vor allem beim U-Bahn Massaker und im Schlachthausaufeinandertreffen gehen auf Grund experimenteller Lichteffekte und hastiger Schnitttechnik wichtige Details verloren. Dafür darf sich Stephen Hopkins für die Realisierung des packenden Finales auf die Schulter klopfen, welches hinter der futuristischen Raumschiffkulisse mit einem spektakulären Duell Glover vs. Predator sowie einer interessanten, unerwarteten und geschichtsträchtigen Handlungswendung aufwarten kann.
Die an sich begrüßenswerte Actionfokussierung birgt aber auch strukturelle Anpassungen mit unmittelbaren Auswirkungen auf die Spannungsentwicklung mit sich. Während im Original die Identität des mysteriösen Schlächters lange verborgen blieb und sukzessive aufgedeckt wurde, wird der Übeltäter in Predator 2 schon in der Eröffnungssequenz präsentiert, was zu einer voraussehbaren Handlungsgestaltung führt. Außerdem wurde durch die geänderte Lokalität die klaustrophobische Atmosphäre des Urwalds aufgegeben und gegen das zweifellos gefällige, bombastische Actionfeuerwerk der Großstadt ausgetauscht. Für den Zuschauer stellt sich nun die Frage: Suspense oder Spektaktel, was gefällt Ihnen besser? Ein objektives "schlecht" gibt es hier nicht, den alles hängt wie immer vom individuellen Geschmack ab. Das etwas enttäuschende wirtschaftliche Abschneiden von Predator 2 mit einem weltweiten Kinoerlös von nur 57 Millionen Dollar deutet auch mit dem Hintergrund der gestiegenen Produktionskosten (Budget 35 Millionen Dollar) allerdings darauf hin, dass die breite Masse mit der Hopkins Variante nicht komplett zufrieden war. Vor allem der spürbare 2nd Weekend Drop von -52,8 % in Amerika ist ein Indiz dafür, dass das Publikum anscheinend etwas enttäuscht aus den Vorstellungen am Premierenwochenende ging und somit "the word of mouth" weitgehendst ausblieb. Den einen Grund für den Flop zu finden, gestaltet sich als relativ schwierig, vielleicht waren ja auch die an manchen Stellen etwas offensichtlichen R-Rating Gewaltkürzungen ausschlaggebend, welche zur Vermeidung der gefürchteten MPAA NC-17 Freigabe noch vor Veröffentlichung nötig waren. Ungeahndet dessen genießt Predator 2 trotz des finanziellen Misserfolgs bei Kritikern und Fans heute einen ausgezeichneten Ruf und auch der Autor dieser Zeilen legt die Scheibe immer wieder gern in seinen Blue Ray Player.
Mal Hand aufs Herz, haben Sie Arnold Schwarzenegger vermisst? Ich wenn ich ehrlich bin nicht, da Danny Glover eine herausragende Performance als gestresster, egozentrischer Cop abliefert, dass es eine wahre Freude ist. Er flucht, er dirigiert und er hat auch immer diesen einen passenden selbstironischen Spruch auf Lager. Apropos gelungene Sprüche: Auch der Predator darf einige erinnerungswürdige One-Liner vom Stapel lassen, die er von den Menschen kopiert und situationsbedingt einsetzt. Das abwechslungsreiche Waffenarsenal, welches ihm mit einem ausfahrbaren Speer und messerscharfen Wurfgeschossen zur Verfügung steht, sorgt gemeinsam mit der beeindruckenden physischen Präsenz von Kevin Peter Hall und der schauderhaften Predatormaske für eine erneut düstere, unheilvolle Darstellung der bestialischen Mordmaschine. Routiniert und gewohnt charismatisch lässt sich die Leistung von Gary Busey als eifriger, zwielichtiger Regierungsbeamter beschreiben, der in Predator 2 den ersten Auftritt nach seinem schweren Motorradunfall vom 04. Dezember 1988 hatte, als er ohne Helm mit dem Kopf auf den Bordstein prallte und sich eine gefährliche Hirnverletzung zuzog. Gesamtheitlich lässt sich konstatieren, dass der komplette Cast auf einem für eine Actionproduktion äußerst ansprechenden Niveau agiert, einzig und allein die Leo Getz - Joe Pesci - Lethal Weapon Karikatur Bill Paxton (Jerry Lambert) tanzt als Jungpolizist und Quasselstrippe negativ aus der Reihe und stellt die Reizbarkeit des zentralen Nervensystems mit grauenhaftem Overacting gewaltig auf die Probe.
In meiner persönlichen Franchise Hitliste landet Predator 2 verdienter Maßen auf Platz 2 knapp hinter dem kultigen Erstling, aber auch deutlich vor dem halbgaren Predators (2010) und dem missratenen Predator - Upgrade (2018). Es macht Spaß, der auf Krawall ausgerichteten unterhaltsamen Marschroute bereitwillig zu folgen, auch wenn ein bisschen mehr Überraschungsmomente nicht geschadet hätten und das auffällige Bemühen um extravagante Schauplätze zu kleinen Mängeln in der optischen Nachverfolgbarkeit einzelner Aktionen führt, was aber von der gebotenen Actiongala weitgehendst ausgemerzt wird. Die Besetzungsliste kann sich mit Stars wie Danny Glover, Gary Busey oder Adam Baldwin sehen lassen, obgleich Billy Paxton's Rolle hochgradig überflüssig erscheint und bei mir für deutlichen Unmut gesorgt hat. Für Science-Fiction und Actionfans sehe ich in Predator 2 eine glasklare Pflichtlektüre, alle anderen können selbstverständlich auch einen Blick auf eigene Gefahr riskieren. MovieStar Rating: Wohl verdiente 7 Wertungspunkte mit starker Tendenz zur 8.