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Blade

Ebenso rasante wie unzimperliche Comic-Schlachtplatte, die Marvel lange vor dem MCU den ersten Blockbuster-Erfolg bescherte. Wesley Snipes erteilt als humorbefreiter Vampirjäger sämtlichen Kollegen eine Lektion in Sachen grenzenloser Coolness.

Eine volle Dekade bevor das MCU mit dem ersten Eisenmann zum großen Halali auf den Box Office-Thron blies und die Brüder Salvatore das brutale Blutsaugen zu stylischen Teen-Kult-Ehren hochjazzten, fusionierte ein schlagkräftiges Halbblut bereits sämtliche Elemente zu einer rasanten Schlachtplatte. Der geneigte Comic-Fan hat es längst erraten: die Rede ist natürlich vom sogenannten „Daywalker“, noch besser bekannt als „Blade“. Der im wahrsten Wortsinn klingende Name ist dabei absolut Programm, schließlich ist ein doppelschneidiges Titan-Schwert sowohl Primärwaffe wie auch Markenzeichen unseres Helden. Was nicht heißen soll, dass er nicht auch ganz gern mal zur Handfeuerwaffe greift um die Heerscharen an blutgierigen Widersachern in endgültige Schranken zu weisen. Denn der Mann hat eine Mission und die lautet schlicht „Kill `em all“.

Wer Blade aber nun ins reaktionäre Schmuddel-Eck des tumben Revenge-Killers verbannt, tut dem selbst ernannten Vampirjäger unrecht. Zwar macht er die nachtaktiven Blutsauger für den Tod seiner Mutter und die eigene Zwitter-Natur verantwortlich, dient aber wie jeder gestandene Superheld aus dem Hause Marvel gleichzeitig einem höheren Ziel. Meist geht es dabei um so Kleinigkeiten wie die Rettung der Menschheit, eines oder mehrerer Planeten oder gleich des gesamten Universums. Blade zeigt sich genügsam und beschränkt sich auf die globale Variante. Für die Weltherrschafts-Phantasien des Vampirismus ist das keine gute Nachricht, zumal der Daywalker so konsequent wie humorlos zur Tat schreitet.

Der actiongeladene Auftakt des Films gibt dann auch gleich einen treffenden Vorgeschmack auf Blades missionarischen Eifer und terminierende Tatkraft. So stürmt er als Überraschungsgast einen geheimen Vampir-Rave und räumt die Tanzfläche binnen weniger Minuten. Ausgestattet mit dem neuesten Waffenarsenal seiner ganz persönlichen Q-Abteilung - u.a. Silberpfähle und Knoblauchmunition - erweist er sich dabei als der ultimative Party Pooper. Die derart unsanft bei ihrem ekstatischem Happening und Festmahl - die Sprinkleranlage war eigens mit frischem Blut gefüllt worden - gestörte Vampirgemeinde zeigt sich selbstredend wenig amused über die vigilante Spaßbremse und schwört ihrerseits blutige Vergeltung.

Regisseur Stephen Norrington sammelte seine Meriten als Special effects artist bei James Camerons Aliens. Auch bei seiner ersten Regiearbeit Death Machine blieb er dem Science-Fiction-Horror-Genre treu. Für Blade war er also bestens gerüstet und lieferte auch dementsprechend ab. Getaucht in stylische Bilder und angetrieben von einem treibenden Techno- sowie Rap-Score zündet er eine Action-Granate nach der nächsten. Vor allem puristische Genre-Fans zeigten sich hoch erfreut, da Härtegrad und Hauptdarsteller den grimmigen Ton der Vorlage perfekt spiegelten. Cameron-Jünger Norrington gab sich wenig zimperlich bei den zahlreichen Gewaltspitzen und Wesley Snipes lieferte eine Referenzvorstellung in Sachen heroischer Coolness. Im langen schwarzen Ledermantel, alle 5 Minuten entweder einen trockenen Onliner raushauend oder in ultralässiges Posing verfallend ohne dabei jemals lächerlich zu wirken, hätte seine Darbietung die Einführung einer neuen Oscar-Kategorie verdient gehabt.

Die übrigen drei erwähnenswerten Darsteller hatten es da bedeutend leichter. Kris Kristofferson darf als Blades „Alfred-meets Q“-Sidekick Whisper sein Talent für kauzig-knorrige Lässigkeit ausleben. Und N’Bushe Wright muss als infizierte Pathologin nicht viel mehr tun, als stellvertretend für das Publikum Blades Geheimnisse und Schwächen kennen zu lernen und im Zweifelsfall als Knappin des schwarzen Ritters einspringen. Den größten Impetus hat zweilfellos Stephen Dorff alias Blades Nemesis Deacon Frost. Als ketzerischer Thronanwärter im staubigen Vampir-Imperium sonnt er sich in herablassender Kaltblütigkeit und gibt einen herrlich hedonistischen Widerpart zum stoischen Daywalker.

Einziger Wermutstropfen in diesem rundum gelungenen Comic-Cocktail sind die Computertricks einiger Splatter-Einlagen. Angesichts der noch nicht vollends ausgereiften Technik und eines vergleichsweise schmalen Budgets von $45 Millionen wäre der ein oder andere praktische Effekt sicher die bessere Wahl gewesen. Qualität und Unterhaltungswert des Films ficht dieser Malus aber kaum an. Das sahen auch die zahlenden Zuschauer so und bescherten dem unzimperlichen Vampirjäger den ersten nennenswerten Hit im Marvel-Universum. Snipes ist bis heute untrennbar mit der ikonischen Rolle verbunden und feierte unlängst fröhliche Wiederkehr im aktuellen MCU-Blockbuster Deadpool and Wolverine. Eine Neuverfilmung des Stoffes befindet sich wegen allerlei Produktionsschwierigkeiten in der Warteschleife, aber äquivalent zu einem anderen Parallelgesellschafter mit Samuraischwert bleibt auch gut 25 Jahre später vor allem eine Erkenntnis. „Es kann nur einen geben!“

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