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Nachdem Regisseur Stephen Norrington bereits mit seinem B-Movie „Death Machine“ einen Hybriden aus Action- und Horrorfilm gedrehte hatte, durfte mit der Comicverfilmung „Blade“ der Mixtur treu bleiben, dieses Mal allerdings für das A-Studio New Line Cinema.
Die kurze Anfangssequenz, in der die von einem Vampir gebissene Mutter von Blade stirbt, kurz bevor er per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht wird, zeigt deutlich, warum Norrington von der Cinema als ‘Ridley Scott des B-Films‘ bezeichnet wurde: Beide Regiestile haben die Art, welche von Kritikern oft als Videoclip-Ästhetik niedergemacht wird und Scott war einer der ersten, die sich auf diese Weise hervortat.
In genau diesem Stil geht es auch weiter. Ein junger Mann und seine Freundin gehen zu einer abgefahrenen Party in einem alten Schlachthof. Doch der Mann merkt bald, als er von allen Anwesenden seltsam gemustert wird und schließlich Rinderblut aus der Sprinkleranlage läuft, dass alle anderen Partygäste (auch seine Freundin) Vampire sind. Doch in letzter Sekunde taucht Blade (Wesley Snipes) auf und erweist sich als wahrer Partykracher. Die Actionszene, in der Blade den Sicherheitsdienst und diverse Partygäste verhackstückt, ist sehr temporeich inszeniert: Mit Uzis, Schrotflinte und Samuraischwert nietet Blade einen Vampir nach dem anderen auf sehr spektakuläre Weise um, wobei Norringtons Regie immer wieder das Comichafte betont, etwa in der Kameraführung und den gewählten Perspektiven.

Lediglich den Gastgeber Quinn (Donal Logue), einen alten Bekannten, tötet Blade nicht, sondern verbrennt ihn bis zur Unkenntlichkeit. Doch im Krankenhaus erwacht der verkohlte Leichnam zum Leben, tötet einen Arzt und verwundet die Ärztin Dr. Karen Jenson (N’Bushe Wright) schwer. Wieder greift Blade ein und rettet Karen. Er nimmt sie mit in sein Versteck, in dem er und Whistler (Kris Kristofferson) ihren Kreuzzug gegen die Kreaturen der Nacht planen. Doch in der Vampirgesellschaft rumort es: Der junge Vampir Deacon Frost (Stephen Dorff) übernimmt die Führung, indem er dem alten Boss Dragonetti (Udo Kier) einen derben Sonnenbrand verpasst, was allerdings erst der Anfang eines komplexen Plans ist. Blade ist der einzige, der Frost aufhalten kann...
„Blade“ leistete erste Achtungserfolge für das später sehr ertragreiche Genre der Comicverfilmungen, das zum Drehzeitpunkt allerdings noch von Flops wie „Batman & Robin“ und „Spawn“ gebeutelt war. Was sicher auch daran liegt, dass Norringtons Reißer auch als spannender Actionfilm funktioniert: Blade, der harte Einzelkämpfer, muss sich mit einer Plage auseinandersetzen, mit der sich kaum ein anderer rumschlagen kann oder will, kommt einer Verschwörung auf die Spur und plättet in den Auseinandersetzung die erfreulich zahlreichen Horden von Gegnern. Mit der nötigen Portion Härte und dem im Actionkino populären Onelinern, wobei Norringtons gleichzeitig jene Comicqualitäten betont, die dem Actionkino nahestehen: Das ultracoole Posing des Helden, die markigen Dialoge, die erwähnten Sprüche, kleine humoristische Auflockerungen sowie die eine oder andere comichafte Übertreibung, etwa der Sprung von Dach zu Dach oder das Aufsteigen auf eine U-Bahn in voller Fahrt. Dadurch funktioniert „Blade“ als Genrefilm, während die Comiceinschübe verhindern, dass die erwähnten Eigenschaften gewollt oder unrealistisch wirken.
An Kampfhandlungen bieten sich Martial Arts, Shoot-Outs und Schwertfights für den Fan harter Action. Die Schießereien sind zwar etwas unausgewogen, denn meist zieht einer der Vampirjäger mit einer Vollautomatik durch eine ganze Horde von Vampiren, aber dank des hohen Bodycounts und der dynamischen Inszenierung weiß dies dem Actionfan sehr gut zu gefallen. Zudem gehören die Auseinandersetzungen mit Schwert oder ganz ohne Waffe zu dem besten, was das Genre zu bieten hat: Akrobatisch, mit viel Tempo und mit schicker Optik in Szene gesetzt. Gerade wenn Blade sich kurz vorm Finale durch eine Horde von Frosts Handlangern kämpft, dann macht das Laune und entschädigt für das (storybedingt) etwas kurze Duell Blade vs. Frost, das der erwähnten Kampfszene folgt.

Wesley Snipes fand hier als cooler und stahlharter Vampirjäger Blade seine Paraderolle, die ihn schauspielerisch nicht über die Maßen gefordert haben mag, doch Snipes beherrscht das Posing und die Sprüche ohne lächerlich zu wirken. N’Bushe Wright schlägt sich nicht schlecht, bleibt aber zweite Geige, während Altstar Kris Kristofferson in dem etwas kauzigen Whistler eine würdige Rolle gefunden hat, die ihm gut zu Gesicht steht: Humorig, schräg und irgendwie liebenswürdig. Vor allem aber Stephen Dorff gibt einen tollen und wunderbar kaltblütigen Bösewicht ab, dessen herablassende Art ihn so herrlich ekelig wirken lässt. Udo Kier setzt in seiner kleinen Rolle Akzente (und präsentiert seinen deutschen in der Originalfassung des Films), Donal Logue als Henchmen liefert eine launige Performance ab und den Rest der Darsteller muss man kaum erwähnen.
Als musikalische Untermalung von Norringtons stylischem Vampiractionreißer dröhnen vor allem Rap und Techno aus den Boxen, die vor allem als fetzige Untermalung der Kampfszenen taugen und damit ihren Zweck erfüllen. Weniger zufriedenstellend sind allerdings die Effekte geraten. Für die Trickspezialisten gab hier das eine oder andere zu tun, denn wenn Blade die Vampire mit Schwert und Feuerwaffe zerlegt, dann zerfallen sie natürlich zu Staub; zudem gibt es auch ein paar FX, die dem Splattergenre Achtung zollen zu sehen. Doch genau diese splatterigen Effekte sind mies geraten genauso die Animation des fetten Vampirs Pearl, auch gemessen am Produktionsjahr des Films, wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass Norrington hier ein für Hollywoodverhältnisse immer noch recht begrenztes Budget zur Verfügung stand.

„Blade“ ist ein wirklich temporeicher Actionfilm, der vor allem durch die genialen Kampfszenen überzeugt, spannend daherkommt und das auf ultracool getrimmte Posing durch seine Comicherkunft und die entsprechende Inszenierung zu rechtfertigen weiß. Lediglich kleine Storyschwächen (Wen wollen die Vampire aussagen, wenn La Magra alle Menschen zu Vampiren macht?) und nicht immer gelungene Special Effects sind zu beklagen, doch als handfester Reißer mit eigenem Ansatz und der genug einfallsreichem Krawall ist „Blade“ so vorzüglich, dass diese Schwächen kaum bemerkt – vor allem beim ersten Ansehen.

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