Blade
Bleed Harder! Hollywoods bisher beste und blutigste Adaption einer Comic-Reihe
Superfrauen, die einen des nachts auf der Straße ansprechen und einen mit dem Versprechen auf eine heiße Nummer in ihr Auto locken, sollte man doch schon eine gewisse Portion Skepsis entgegenbringen. Und spätestens wenn sich als Ziel der Fahrt nicht ein gediegener Apartmentblock sondern ein Schlachthaus herausstellt, sollte man seinen Kleinen Freund für seine unkontrollierte Geilheit mal wieder ordentlich runtermachen und schleunigst das Weite suchen. Ja, ich weiß, das ist leicht gesagt, zumal die Alternative nicht schlicht Sex, sondern sogar richtig schöner kinky Schweinkram sein könnte. Aber nischt is hier mit zu zweit: Baby (gespielt übrigens von Traci Lords) stößt eine Hintertür auf und schon befindet man sich inmitten eines ekstatisch tanzenden Disko-Mobs. Ein wenig komisch die Leute, aber wahrscheinlich kommt einem das nur so vor, weil man selbst nichts eingeworfen hat. Hat man wirklich nicht, vielleicht war irgendwas im Drink? Denn ploetzlich beginnt Farbe von der Decke zu tropfen, nein , sie ergießt sich aus der Feuerschutzanlage. Und dann … murks … that ain’t no paint. That’s blood. Und die Leute, die haben hier ganz schön lange Reißzähne. Hölle, was ist denn das für Film, darf sich der arme Kerl wohl fragen, als er sich durch den anschwellenden Blutsee zum Ausgang robbt. Stiefel. Ein langer Ledermantel. Ein riesiger Kerl mit stoischem Gesicht, gezogenem Samurai-Schwert und AK im Anschlag. Die Blutfreaks mit den langen Zähnen weichen zurück: „It’s him!“, quiecken sie.
Auch Blade (Wesley Snipes) ist ein Vampir, ein sogenannter Daywalker, doch er unterdrückt seinen Durst und jagt Seinesgleichen. Sein fiesester Gegenspieler ist Deacon „We’re atop of the food chain!“ Frost (Stephen Dorf), der nachdem er Vampirführer Dragonetti (Udo Kier!) einem Sonnenbad ausgesetzt hat, zum Chefvampir avanciert ist und nun danach trachtet, den Bloodgod der Vampire in seim Körper inkarnieren zu lassen. Doch dazu braucht er das Blut eines Daywalkers...
Mein altes, verrohtes Herz beginnt wieder schneller zu schlagen. Hollywood hat nicht nur den Horror wiederentdeckt. Mit Blade erfolgt nun zum ersten mal eine wirklich konsequente Umsetzung kantonesischer Actionmuster durch einen amerikanischen Regisseur in einer Big Budget-Hollywood-Produktion. Grenzen gibt es nicht, die Gesetze der Physik sind für Vampire irrelevant. Es kracht, bricht und spritzt so unglaublich, daß Action- und Splatterfans um dieses Highlight unmöglich herumkommen können. Dadurch daß die Splattereffekte größtenteils computeranimiert sind, wirken sie zwar nicht so gorig wie zu den Hohezeiten des Genres, unterstreichen aber dafür den comichaften Charakter der Gewalt. Regisseur Stephen „Death Machine“ Norrington und sein Team haben sich dennoch für Hollywoodverhältnisse sehr weit aus dem Fenster gehängt.