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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Robbe-Grillet verfeinert seinen Stil

Stichwörter: 1960er Belgien Emilfork Erotik Frankreich Jubiläum Klassiker Komödie Kriminalfilm Nouvelle-Vague Pisier Robbe-Grillet Spielfilm Trintignant

Trans-Europ-Express (1966)

Robbe-Grillet, der Schöpfer des nouveau roman und der große Erotomane der nouvelle vague, steht hierzulande ein wenig im Schatten populärerer Kollegen wie Truffaut, Godard, Varda oder Resnais, gilt vielen Cineasten allerdings als einer der wichtigsten französischen Filmemacher - wenn nicht gar: als der wichtigste - seiner Generation. Am Beginn seines filmischen Schaffens steht seine Autorentätigkeit für Resnais' "L'année dernière à Marienbad" (1961), der ohne Untertreibung als Jahrhundert-Film gewertet werden darf: Gilles Deleuze sah in dem Film einen der bezeichnendsten Umbrüche zwischen dem klassischen Kino des Bewegungs-Bildes und dem modernen Kino des Zeit-Bildes. Es war ein Film, der die zentralen Charakteristika beider Filmemacher in sich vereinte, wenngleich sich Resnais und Robbe-Grillet von da an trotz grundsätzlicher Ähnlichkeiten weitestgehend in verschiedene Richtungen entwickeln sollten: Resnais Kino ist - mit Deleuze gesprochen - vornehmlich ein Kino der "Vergangenheitsschichten", in welchen die dünne Schicht der Gegenwart eingehüllt wird, während Robbe-Grillet vornehmlich ein Kino der "Gegenwartsspitzen" ist, in denen simultane Gegenwarten einander widerstreben und sich kaum entwirren lassen.

In dem mit Jean-Louis Trintignant, Marie-France Pisier und Daniel Emilfork besetzten "Trans-Europ-Express" kommt diese Stoßrichtung Robbe-Grillets stärker zum Ausdruck als in seiner vorangegangenen, ersten Regiearbeit "L'immortelle" (1963), geht es doch um Filmschaffende, die in einem Zugabteil eine Kriminalgeschichte ersinnen, welche durch hinzusteigende Gäste ebenso beeinflusst wird wie auch durch dramaturgische Sackgassen und Fehler, die gelegentliche Korrekturen erfordern: ein intellektuelles Vexierspiel, welches ironisch mit der kolportagehaften Fiktion in der Fiktion spielt. Und noch ein weiteres Elemente, welches in "L'année dernière à Marienbad" und "L'immortelle" nur zurückhaltend eingesetzt worden war, kommt hier verstärkt zur Geltung: die (sado-)erotische Komponente, die fortan im Schaffen des mit der - hier in einer Nebenrolle zu sehenden - Domina und Autorin Catherine Robbe-Grillet verheirateten Regisseurs immer deutlicher zutage treten würde.
Gut greifbar sind die ersten sechs von insgesamt zehn Filmen Robbe-Grillets (und somit auch "Trans-Europ-Express") seit gut 2½ Jahren in der Edition Alain Robbe-Grillet: Six Films 1963-1974 des British Film Institute (Fassungseintrag von ratz), von welcher es neben der BluRay-Version auch eine DVD-Veröffentlichung gibt.


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