Léon (1994)
Als sogenannter Cleaner schickt Léon (Jean Reno) im Auftrag seines väterlichen Freundes Tony (Danny Aiello) Kriminelle in die ewigen Jagdgründe. Dieser schmutzigen Arbeit geht er sehr professionell nach. Da tritt unverhofft die zwölf Jahre alte Mathilda (Natalie Portman) in sein Leben, als der korrupte Chef der Drogenvollzugsbehörde DEA (Gary Oldman) mit einer Einsatztruppe in der Wohnung nebenan deren gesamte Familie auslöscht. Léon sieht in ihr zunächst ein lästiges Anhängsel, aber schon bald wachsen sich beide einander ans Herz, und während sich Mathilda um seinen Haushalt kümmert, lehrt er sie den Umgang mit Waffen.
Mit seinem am 14. September 1994 uraufgeführten Werk „Léon - Der Profi" hat Luc Besson seinen womöglich besten Film gedreht. Das liegt daran, dass er zwar einzelne krachende Akzente setzt, dabei aber – zumindest im zu bevorzugenden Director's Cut – zu keiner Zeit die sich allmählich entwickelnde Zuneigung zwischen dem ungleichen Duo aus den Augen verliert, sondern ganz im Gegenteil die menschlichen Aspekte in den Vordergrund stellt, weshalb der Film auch als Drama hervorragend funktioniert und neben anrührenden für einige urkomische Szenen sorgt, wie etwa Léons früher Versuch, das Eis zu brechen und Mathilda mit einem Topflappen mit Schweinmotiv aufzumuntern, oder das „Welche Berühmtheit bin ich?"-Spiel.
Jean Reno verkörpert den Killer ganz anders, als man es von einem harten Hund erwarten würde. So gnadenlos er seine Aufträge erledigt, so tapsig und schüchtern bewegt er sich im Privatleben. Soziale Kontakte überfordern ihn, sodass er auch dem quirligen Wirbelwind Mathilda nicht gewachsen ist. Sie ist in vielerlei Hinsicht reifer als er und übernimmt die aktive Rolle in dieser ungewöhnlichen Beziehung. Dabei geht Besson mit der auf dem Papier gewagten Lolita-Thematik allerdings kein Risiko ein, denn obwohl Mathilda ihren Mentor anhimmelt, sieht sich Léon lediglich als Vaterfigur für die Waise und reagiert auf ihre Annäherungsversuche entschieden ablehnend, womit von Beginn an überhaupt keine Zweifel aufkommen, er könnte schwach werden.
Mit der emotionalen Komponente dank der starken Hauptcharaktere als äußerst stabilem Fundament verkommen auch die Action-Elemente nicht zu reinen Schauwerten. Darüber hinaus gelingen Besson etwa bei der Ermordung von Mathildas Familie einige bemerkenswert vibrierende Spannungsmomente, die sein Publikum fest in den Klammergriff nehmen, ehe es schließlich zu einem knalligen Showdown kommt, der mit einem wunderschönen ruhigen Epilog abgerundet wird. Auch nach 25 Jahren um keinen Tag gealtert. Besson at his best.
Zum Jubiläum spendiert Studiocanal dem Klassiker einige neue Veröffentlichungen: Eintrag von polenmafia
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