Barbarella (1968)
Fünf Ehefrauen, von denen vier große Filmstars waren und drei – Brigitte Bardot, Annette Stroyberg und Jane Fonda – unter seiner Regie große Karrieren machten, dazu eine längere Beziehung mit Catherine Deneuve, mit der einen Sohn zeugte: Vadim erregte schon mit seinem Privatleben jede Menge Aufmerksamkeit und gelangte passenderweise als Regisseur frivoler und erotischer Stoffe zu Ruhm, der mit dem Bardot-Streifen "Et Dieu... créa la Femme" (1956) sein Debüt vorlegte und Erotik-Klassiker nach berüchtigten Vorlagen – wie "Les liaisons dangereuse" (1959) oder "La ronde" (1964) – folgen ließ. Freunden des phantastischen Films ist er darüber hinaus auch mit der beachtlichen Le-Fanu-Verfilmung "Et mourir de plaisir" (1960) und der Metzengerstein-Episode aus den "Histoires extraordinaires" (1968) bekannt, die – im Gegensatz zu seiner "La belle et la bête"-TV-Verfilmung mit Klaus Kinski und Susan Sarandon – wie die SciFi-Comic-Verfilmung "Barbarella" ebenfalls zu großen Klassikern des erotischen Films zählen.
Als "Barbarella" am 10. Oktober 1968 ins Kino gelangte, hatte Vadim seine Hochphase schon länger überschritten. Aber mit vielen obskuren Einfällen, jeder Menge Camp und einer beachtlichen Besetzung (Jane Fonda, David Hemmings, John Phillip Law, Anita Pallenberg, Milo O'Shea, Marcel Marceau, Ugo Tognazzi) hat sich der Streifen dennoch zu einem kleinen Kultklassiker entwickelt, den Produzent Dino de Laurentis quasi zeitgleich zur Comic-Verfilmung "Diabolik" (1968) ermöglichte. Absonderlicher Humor – wie das Passwort Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch oder die Excessive Machine – hatte an dem Erfolg sicherlich großen Anteil (neben den vielen Anzüglichkeiten). Die attraktiven Darsteller(innen), schillernden Kostüme und einfallsreichen Kulissen fängt Kameramann Claude Renoir in ansehnlichen Bildern ein, aber die von neun Autoren zusammengeschriebene Handlung lässt leider Tempo und Rhythmus vermissen: Jane Fondas einleitender Striptease in der Schwerelosigkeit zum Glitterhouse-Titelsong nimmt in seinen langsam gleitenden Bildern leider ein wenig das Folgende vorweg. An de Laurentis' spätere SciFi-Abenteuer-Camp-Großproduktion "Flash Gordon" (1980) kommt dieser Vorläufer mit einem unglücklichen Spannungsbogen und teilweise etwas behäbigen Episoden nicht heran. So ist die Verfilmung der gewitzten Comics etwas enttäuschend geraten – und das, obgleich Vadim im Grunde der perfekte Regisseur war, hatte sich doch Vorlagenzeichner/-autor Jean-Claude Forest doch an Brigitte Bardots Filmen orientiert, während er an den "Barbarella"-Comics arbeitete. Gerade heutzutage kann man sich auch – wie Jane Fonda im Rückblick – ein bisschen daran stoßen, dass "Barbarella" trotz seiner Frauenpower alles andere als ein feministischer Streifen geworden ist: Barbarella ist nämlich als Heldin nicht einfach nur Augenweide und Blickfang, sondern immer auch reichlich naiv und dümmlich.
Der eigenwillige Erotik-Hit, dessen Skandalträchtigkeit schon nach einem halben Jahrzehnt gänzlich verraucht war (der aber zugleich noch in "Gwendoline" (1984) nachhallte), ist inzwischen vor allem für Nostalgiker ein gefundenes Fressen – und liegt bei Paramount seit Längerem sehr günstig auf BluRay vor: Fassungseintrag von Schorsch
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