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von Stefan M

Vor 25 Jahren: Brian de Palma und mehr Schein als Sein

Stichwörter: 1990er Cage de-Palma Jubiläum Klassiker Kriminalfilm long take Sinise Spielfilm Thriller USA

Snake Eyes (1998)

,,Film ist Lüge, 24 Mal pro Sekunde", so drückte es Brian de Palma einmal aus. Was aber ist, wenn man nicht einmal mehr seinen Augen trauen kann? Dieser Frage geht er in dem am 30. Juli 1998 uraufgeführten "Spiel auf Zeit" nach, in dem während eines Boxkampfs ein Anschlag auf den US-Verteidigungsminister verübt wird. Zwar kann der Attentäter von David Dunne (Gary Sinise), einem Mitarbeiter des Ministeriums, zur Strecke gebracht werden, aber für den Politiker kommt jede Hilfe zu spät. Der Fall scheint also klar, zumal Polizist Santoro (Nicolas Cage) quasi in der ersten Reihe live mit dabei war – doch je mehr Zeugen er verhört, desto größer werden die Ungereimtheiten...

Der Film hat eine reizvolle Prämisse: Es ist weniger das Spiel auf Zeit denn das Spiel mit der Perspektive, das in den Mittelpunkt gerückt wird. Immer wieder von Neuem landet der Zuschauer am Ausgangspunkt der Ermittlungen, dem Attentat, mit jeder weiteren Befragung kommt ein neuer Blickwinkel dazu, der angebliche Tatsachen als gar nicht mehr so tatsächlich erscheinen lässt – bis irgendwann auch Santoro einsehen muss, dass alles ganz anders ist, als es zunächst schien. "Believe everything except your eyes", heißt die Tagline des Films. Wie wahr, wie wahr.

Abgesehen von dieser Ausgangslage hat "Spiel auf Zeit" allerdings dafür, dass dieser Thriller von Brian de Palma ist, wenig zu bieten: ein routinierter und unterhaltsamer Thriller zwar, der sich aber klüger gibt, als er wirklich ist, weil zu schnell die Doppelbödigkeit enttarnt ist, die durch die verschiedenen Perspektiven hätte erzeugt werden können. Wirklich sehenswert ist somit eigentlich nur die schnittfreie zwölfminütige Eingangssequenz, die kurz vor Beginn des Boxkampfes beginnt und mit einer langen Kamerafahrt den Schauplatz und all seine Ecken minutiös bis zu eben jenem Anschlag vorstellt, ein früher Höhepunkt, der danach nicht mehr erreicht wird. Zum Schluss hätte nach ursprünglicher Planung eigentlich noch eine Flutwelle als Action-Finale folgen sollen, die am Ende aber der Schere zum Opfer fiel und Nachdrehs erforderlich machte – ein Beweis dafür, wie wenig de Palma der Grundidee eigentlich traute.

So bleibt der Film für de-Palma-Fans eine ziemliche Enttäuschung, die sich in den nächsten Jahren beim Regisseur noch häufen sollten...


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