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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Später Wendepunkt für Raoul Ruiz

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Trois vies et une seule mort (1996)

Zuletzt kam mit "El Tango del Viudo y Su Espejo Deformante" (2020) ein neuer Raoul Ruiz heraus. Wobei: eigentlich war es kein neuer Film – Ruiz ist immerhin seit rund zehn Jahren tot –, sondern ein mehr als 50 Jahre alter Streifen, den Ruiz 1967 nicht fertigstellen konnte. Ohne Ruiz' Popularität, die Mitte/Ende der 90er Jahre einzusetzen begann, wäre es vielleicht nicht zu der Fertigstellung "El Tango del Viudo y Su Espejo Deformante" gekommen: Seine in Chile seit 1960 entstandenen Filme hätten wohl kaum das eh schon rare Interesse von Cinephilen auf sich gezogen; auch die französischen Streifen ab seinem ersten Exil-Film "Diálogos de exiliados" (1974) eher nicht... dieser Titel verschwand schon kurz nach der Uraufführung in der Versenkung. Mit "The Territory" (1981) oder "La chouette aveugle" (1987) hatte Ruiz zwar in den 80er Jahren spannende Perlen vorgelegt, in denen sein eigenwilliger, etwas barocker, etwas surrealer, intellektualisierter Stil schon voll aufgeblüht ist, aber all dies hätte wohl kaum rückwirkend noch einmal Interesse auf sich gezogen, hätte Ruiz nicht in den 90er Jahren seinen so überraschenden wie späten Popularitätsschub erlebt...

Arielle Dombasle und Bulle Ogier brillieren in "Fado majeur et mineur" (1994) und Ruiz gewinnt in Frankreich an Zugkraft: Für "À propos de Nice, la suite" (1995) darf er dann neben Catherine Breillat, Costa-Gavras, Claire Denis, Raymond Depardon, Abbas Kiarostami und Pavel Lungin eine Episode beisteuern. Und Marcello Mastroianni tritt in einem seiner letzten Filme für Ruiz vor die Kamera – neben seiner Tochter Chiara, Arielle Dombasle und weiteren kleinen Stars des französischen Films: "Trois vies et une seule mort" erlebt im Mai 1996 in Cannes seine Uraufführung und wird auch dank des Weltstars in tragender Hauptrolle zum Hit, der dem Regisseur infolgedessen zu einem vielbeachteten Spätwerk (mit Stars wie Béart, Deneuve, Huppert, Piccoli, Malkovich!) verhelfen sollte, mit dem der Mittfünfziger damals wohl kaum noch gerechnet hatte. Mit "Klimt" (2006) sollte das ganz große Interesse an Ruiz zwar wieder abebben, aber einigermaßen gut verfügbar blieben auch die späteren Filme noch.
"Trois vies et une seule mort" jedenfalls gibt sich als Episodenfilm, der groteske und absurde Elemente mit einer teilweise surrealen Inszenierung verbindet, um am Ende mit einem großen plot twist aufzuwarten, als ein solcher noch gar nicht groß in Mode war. Als älterer Herr, der einer Zufallsbekanntschaft von Feen erzählt, als Akademiker, der Penner zu werden beschließt, und als ein unabdinglich an ein geerbtes Anwesen gebundener Butler, der nur auf Betätigung einer Klingel tätig wird, die er immer häufiger versteckt, schauspielert sich Italiens einstiger latin lover, der unter Fellini zum großen Mimen von Weltrang avancierte, durch drei absonderliche Episoden, ehe in der vierten schließlich alle Fäden auf eine Weise zusammenlaufen, die das Mainstreamkino seit den späten 90er Jahren zigfach wiederkäuen sollte. Drehbuch-Koautor  Pascal Bonitzer hat zudem einen kurzen Auftritt vor der Kamera, Lou Castel und Roland Topor haben Gastauftritte als Clochards, Melvil Poupaud, Jean-Yves Gautier und Nanni Moretti sind als weitere bekannte Gesichter mit dabei. Kurzum: die Sichtung lohnt sich aus vielerlei Gründen – und erfreulicherweise liegt der Film preiswert und äußerst befriedigend ausgestattet auf DVD vor: Fassungseintrag von PierrotLeFou


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