Fantasia (1940)
Über 100 kurze Zeichentrickfilme hatte Walt Disney in den 20er Jahren als Regisseur hervorgebracht. Er hat Oswald, the lucky rabbit, Mickey Mouse, Minnie Mouse, Black Pete, Goofy, Pluto, Donald Duck & Daisy Duck erfunden und als Produzent mehrere hundert Filme seiner Disney Studios hervorgebracht, darunter natürlich vor allem die ersten der abendfüllenden Disney-Filme, deren allerersten - "Snow White and the Seven Dwarfs" (1937, Regie: David Hand) - er als kreativer Kopf dieser Produktion entschieden mitgestaltete.
"Fantasia" - am 13. November uraufgeführt - ist der dritte abendfüllende Film der Disney Studios, der verschiedene Musikstücke in zahlreichen Episoden (von einem knappen Dutzend Regisseuren) bebildern lässt, ganz nach dem Vorbild der Silly Simphonies und des absoluten Films, wie ihn etwa Fischinger oder Ruttmann in den 20er Jahren in Deutschland entwickelten, aber auch sichtlich inspiriert von Mary Ellen Bute, Ted Nemeth und Norman McLaren, die etwa mit "Spook Sports" (1939) einen Mittelweg zwischen den abstrakten Formen des absoluten Films und den konkreten Formen der Silly Symphonies einschlugen, welcher in "Fantasia" gleich in der ersten Episode nachhallt. Bisweilen orientiert sich der Film auch an den Formenspielen der Busby Berkeley-Musicals. Mal sind seine Formen konkreter und seine Handlungen geschlossener, mal dürfen Formen ganz ungebunden von jedweder Veranschaulichung als reine Bewegung frei flottieren. Die Stimmung ist - natürlich größtenteils bedingt durch die jeweiligen Musikstücke - manchmal heiter, manchmal erhaben, manchmal träumerisch, manchmal beklemmend. Aber immer bekommt man handwerklich perfekte Animationen und satte Farbspiele geboten, die stets phantasiereich ausfallen und sich gekonnt den Anfoderungen der Musik anpassen. Da man bei Disney auf die Bedürfnisse der Kunden bzw. des Publikum kaum Rücksicht nimmt und sich bedingungslos rein ökonomischen Interessen verschrieben hat, die sich auch in Freigabe-bedingten Kürzungen und anderen Eigenzensur-Maßnahmen niederschlagen, ist der Film in seiner ursprünglichen Fassung kaum noch greifbar: Anstatt nämlich die durchaus vorhandenen, rassistischen Stereotype dieses Films kommentierend zu erläutern - was Disney bei manchen frühen Cartoons auch durchaus so handhabt, wenngleich mit der eher lapidaren Erklärung, dass das früher halt so gewesen und selbstverständlich ganz furchtbar sei -, hat man alle Bildelemente, die gegen die politische Korrektheit verstoßen, kurzerhand geschichtsverfälschend wegretuschiert. Eine Art Sequel - "Fantasia 2000" (1999) - kommt mit seiner Lieblosigkeit nicht an das Original heran.
Eine würdigende Lobeshymne stimmt HappyHarry mit dem Harten in seinem Review an.
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