Tol'able David (1921)
Sechs Jahre nach seinem Regiedebüt hatte Henry King – der als Schauspieler zudem schon seit acht Jahren vor der Kamera stand – etwa 50 Regiearbeiten abgeliefert; darunter schon der beachtliche Kassenerfolg "23 1/2 Hours' Leave" (1919), der heute scheinbar nur noch in fragmentarischer Form in Umlauf ist. Aber seinen echten Durchbruch erlebte er, als er die Inspiration Film gründete und – erstmals auch als Produzent – am 31. Dezember 1921 das Western- und Coming-of-Age-drama "Tol'able David" in die Kinos brachte: "Tol'able David" galt schnell als Kings großes Meistwerk, sicherte sich beste Kritiken und Zuspruch auch von ausländischen Kritikern, FIlmtheoretikern und Filmschaffenden. Im Western-Milieu siedelte King nach Joseph-Hergesheimer-Roman und Edmung-Goulding-Drehbuch eine klassische David-gegen-Goliat-Geschichte an, in der ein heranwachsender Jüngling, der im Schatten des Vaters und des Bruders und Postkutschers steht, nach allerlei Schandtaten und Verbrechen die kriminellen Hatfields besiegen kann, Vater und Bruder somit – gegen den Rat der warnenden, besorgten Mutter – rächt, um zudem Freundschaft mit der Hatfield-Verwandten Esther zu schließen und letztlich der neue Postkutscher zu werden. Im Hinblick auf Rollenbilder ist "Tol'able David" freilich ein Kind seiner Zeit; diesbezüglich hat der Zahn der Zeit schon merklich an Kings erstem Welterfolg genagt... Aber die (vielfach diagonal geordneten) vitalen Bildkompositionen, die King noch dazu ziemlich geschmeidig montiert und teils mit zaghaften Kamerafahrten ausstattet, machen aus "Tol'able David" einen jener Filme seines Jahres, die auch heute noch einem breiten Publikum zugemutet werden können: Die Verfolgungsjagd von Hund und Katz, die in der Erschießung von Davids Hund endet, ist ein Paradebeispiel für Flow und Power, die Henry Kings früher Klassiker aufweist. Dem Western sollte King noch viele weitere Klassiker bescheren: "Jesse James" (1939), "The Gunfighter" (1950) oder "The Bravados" (1958) wären zu nennen; aber auch in zig anderen Genres vermochte King große Fußstapfen zu hinterlassen (und machte seinem Namen alle Ehre).
Der 1999er-DVD von Image Entertainment (Fassungseintrag von Azriel) folgten späterhin Neuauflagen sowie DVDs zahlreicher anderer Labels, von denen Flicker Alley besonders hevorzuheben ist.
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