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von ratz

Vor 50 Jahren: Monsieur Hulots letzter Leinwandauftritt

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Trafic (1971)

Sie bilden keine offizielle Trilogie, und doch kann man sagen, daß Jacques Tatis drei große Kinofilme „Mon Oncle“ (1958), „Play Time“ (1967) und „Trafic“ (1971) thematisch durch die Darstellung der modernen, vom technischen Fortschritt bestimmten Zeiten verbunden sind, durch die sich Tatis Kunstfigur Monsieur Hulot mehr oder weniger erfolgreich bewegt. „Trafic“, der am 16. April 1971 in die französischen Kinos kam, bildet nicht nur den würdigen Abschluß dieser Trilogie, sondern ist auch Tatis letzter Kinofilm geblieben.

Nachdem M. Hulot in „Mon Oncle“ vor allem durch neuartige Haushaltsgeräte überfordert gewesen war, irrte er in „Play Time“ (Anniversary-Text) durch ein unüberschaubares Labyrinth aus gläsernen Verwaltungsgebäuden. „Trafic“ indessen ist ein Film über den Menschen und sein ambivalentes Verhältnis zum Automobil: einerseits überwindet es komfortabel und zügig große Distanzen, andererseits ist die Welt und auch das menschliche Verhalten derart an die Automobilität angepaßt, daß Tati daraus die für ihn typischen, leisen Gags entwickelt. „Trafic“ ist dem Sujet entsprechend ein Roadmovie und zeigt Mensch und Auto in allen nur denkbaren Verkehrssituationen: Der Film beginnt mit der Produktion in einer KFZ-Fabrik, doch schon bald dominieren Autobahnen, ampelgeführter Stadtverkehr, Stau, Motorpannen, Tankstellen, Raststätten, Grenzstationen und Auffahrunfälle das Bild. Den Höhepunkt bildet eine absurde Slapstick-Massenkarambolage, aus der die Menschen nur leicht verletzt, aber dafür wie befreit aus ihren endlich verstummten, verbeulten Blechkisten herausklettern. Diese mild zivilisationskritische Botschaft von „Trafic“ spiegelt sich auch im Plot und den Figuren wieder: Gerade durch die häufigen Pannen ihres LKW erreichen M. Hulot und die begleitende PR-Dame Maria (Fotomodell Maria Kimberly in ihrer einzigen Filmrolle) ihr Ziel viel zu spät, machen jedoch unterwegs die Bekanntschaft von freundlichen Mechanikern, erleben Vogelgezwitscher und genießen ihre Zwangspause vom urbanen Streß in ländlicher Umgebung. Tati inszeniert diese „Der Weg ist das Ziel“-Metapher auf die ihm eigene Art: das Sprachengewirr aus Niederländisch, Französisch und Englisch ist eher Geräusch, als daß es der Informationsvermittlung dient, die sorgfältigen Bewegungschoreographien innerhalb des Filmbildes lassen das Auge wandern und Details entdecken, der Plot ist weniger wichtig als die Ausgestaltung kleiner Szenen und Vignetten, die den Menschen und sein oft komisches Alltagsverhalten zeigen.

Obwohl „Trafic“ eine Nummer kleiner als der grandiose „Play Time“ geworden ist und Tati selbst davon nicht überzeugt war, lohnt er das wiederholte Anschauen und das Sich-Versenken in sein gemächliches Erzähltempo. Da alle Tati-Filme in den letzten Jahren restauriert und digitalisiert wurden, liegt auch „Trafic“ bei Arthaus als einzelne Blu-ray (Fassungseintrag) oder in der Tati-Komplettbox (Fassungseintrag) vor. Auf der „Trafic“ gewidmeten Seite der Internet Movie Cars Database (imcdb) sind viele der im Film gezeigten Automodelle mit Szenenfotos verzeichnet und laden zum Stöbern in der automobilen Vergangenheit ein.


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