The Producers (1967)
Zwar war Billy Wilder in den 70ern noch aktiv - wohingegen Jerry Lewis nach 1970 für längere Zeit vom Regiestuhl und der Leinwand verschwand –, aber die us-amerikanische Komödie befand sich in diesem Jahrzehnt längst in anderen Händen: Woody Allen und Mel Brooks hatten sich als die neuen Komödien-Starregisseure etablieren können. Zwei Juden aus Brooklyn, die im Fernsehgeschäft aufgestiegen waren, sich von sehr europäischen Einflüssen prägen ließen und jeweils große Vorlieben für pathologische Figuren hegten - und dennoch unterschiedlicher kaum hätten sein können.
In seinem "History Of The World - Part 1" (1981) sieht man Brooks als Komödianten Comicus in Caesars Palace auftreten: Das war nicht bloß ein anachronistischer Gag, der den Caesars Palace aus Las Vegas mit all seinen Rummel und des Namens wegen ins alte Rom verlegte, sondern zugleich auch ein Hinweis auf Brooks eigenen Werdegang. Von 1954 bis 1957 arbeitete er als Gagschreiber für die Sendung "Caesar's Hour", 1958 dann für die Nachfolge-Sendung "Sid Caesar Invites You". Noch 1967 war er an "The Sid Caesar, Imogene Coca, Carl Reiner, Howard Morris Special" beteiligt. 1967 erzielte er dann zugleich auch seinen Durchbruch: Mel Brooks brachte seine erste Regiearbeit überhaupt in die Kinos - und erlebte sogleich einen beachtlichen Erfolg, den man hierzulande erst mit einiger Verspätung wahrgenommen hatte.
"The Producers", der 2005 eine wesentlich schwächere Neuverfilmung erhalten hatte, erlebte am 22. November 1967 seine Uraufführung: als reichlich geschmacksunsichere Klamauk-Komödie über ein reichlich geschmacksunsicheres Theaterstück, mit welchem die titelgebenden Produzenten den großen finanziellen Durchbruch feiern wollen. Allerdings haben sie zigtausend Prozent der Anteile verkauft und haben daher alles daran gesetzt, einen gehörigen Flop zu inszenieren. Hinter diesem Plan stecken Zerost Mostel als Max Bialystock und Gene Wilder als Leo Bloom. Bialystock ist der herrische Choleriker, der sich - längst runtergewirtschaftet - eher als Gigolo uralter Damen und weniger als Produzent durchschlägt; Bloom hingegen ist ein von Stress und Angstattacken geplagter Buchprüfer, der seine Künste in Bialystocks Dienste stellt. Zu ihnen gesellt sich bald die skandinavische Sekretärin Ulla, deren Qualitäten bloß in enthemmten Tanzeinlagen liegen; und mit dem Autor Franz Liebkind, dessen Liebe zu den Nazis unübersehbar ist, dem Transvestiten & Regisseur Roger De Bris und dem grenzdebilen, meist LSD gerufenen Hauptdarsteller Lorenzo St. DuBois haben sie schnell die notwendige Crew beisammen, um mit "Springtime For Hitler" den perfekten Flop zu produzieren. Aber sie haben die Rechnung ohne das Publikum gemacht, welches dem grellen Spektakel aus einer Camp-Perspektive einiges abgewinnen kann.
Das ist auch ein wenig die Haltung, welche das Publikum von "The Producers" einnehmen können muss, denn die überzogenen Nazi-, Schwulen-, Transvestiten-, Hippie-, Sekretärinnen- und Hysteriker-Klischees, die hier ganz bewusst völlig überreizt werden, vollführen eine gewagte Gratwanderung zwischen niveauloser Alberei und satirischer Farce. Aber schon Gene Wilder allein ist die Sichtung des Films wert.
In den 70ern konnte Brooks seinen Stil dann zunehmend verfeinern, das Tempo erhöhen, die Hintergründigkeit intensivieren: "Blazing Saddles" (1974), "Young Frankenstein" (1974), "Silent Movie" (1976) oder "High Anxiety" (1977) zählen zu Brooks' großen Klassikern, wohingegen ab "History Of The World - Part 1" ein qualitativer Abstieg begann, der in den 90ern schließlich seinen Tief- & Endpunkt erreichte. "Dracula: Dead and Loving It" (1995) blieb Brooks letzter, ausgesprochen schwacher Film. Als Sprecher blieb Brooks dem Publikum aber weiterhin erhalten: Noch in diesem Jahr war der 91jährige mit Sprecherrollen aktiv.
Mehr? Review von niklas90
Registrieren/Einloggen im User-Center