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von PierrotLeFou

Vor 100 Jahren: Paul Czinners leises Drama mit Elisabeth Bergner – Beginn einer fruchtbaren Partnerschaft

Stichwörter: 1920er Bergner Czinner Deutschland Drama Dymow Jannings Jubiläum Klassiker Liebesfilm Literaturverfilmung Spielfilm Stummfilm Veidt


Nju - Eine unverstandene Frau (1924)
In Shakespeare-Stücken avancierte Elisabeth Bergner Anfang/Mitte der 20er Jahre zur vielleicht namhaftesten Berliner Theaterschauspielerin. Der Nachwelt sollte sie freilich eher über ihre Filmrollen im Gedächtnis bleiben, die sie ab 1923 annahm. Als wegweisend erwies sich vor allem das am 14. November 1924 uraufgeführte Drama "Nju - Eine unverstandene Frau", bei dem Paul Czinner die Regie führte, der im Privaten ihr Partner wurde und auf dem Regiestuhl all ihre Filmauftritte bis Ende der 30er Jahre in Szene setzte – wobei das jüdische Pärchen freilich nach "Der träumende Mund" (1932) ins britische Exil fliehen musste. In "Nju - Eine unverstandene Frau" steht Bergner nach einem Roman Ossip Dymows zwischen zwei Männern: hier Emil Jannings als etwas plumper Ehemann, der für die eigentlichen Sehnsüchte und Bedürfnisse seiner Partnerin blind ist und sie vermutlich auch gar nicht befriedigen könnte, derweil er zugleich stets bemüht ist, ihr ein schönes Leben zu ermöglichen; und dort Conrad Veidt als Dichter und schneidiger verführerischer Versucher. Nju, die Ehefrau und junge Mutter, wird die Tristesse des banalen Alltags an der Seite ihres Mannes bald aufgeben und sich dem Dichter zuwenden. Dort der Reiz des Neuen ist alsbald verflogen und es droht bald die Tristesse der vorherigen Beziehung – würde nicht der charismatische Dichter ohenhin einen Rückzieher anstreben. Der Rückkehr zum früheren Partner steht indes im Wege, dass dieser sich inzwischen eine neue Gefährtin gewählt hat. Es bleibt ein tragischer Freitod… Dabei ist "Nju - Eine unverstandene Frau" freilich keinesfalls ein Film, der eine vermeintlich undankbare Ehefrau einer Strafe aufgrund einer erlegenen Versuchung zuzuführen gedenkt, sondern ein Film, der vor dem Hintergrund der finanziellen Abhängigkeit die Rolle der Frau mit all ihren Bedürfnissen und Wünschen in der Ehe ins Auge fasst, in der sie sich – nicht nur im Fall dieser Titelfigur mit dem seltenen Namen – schnell als Unverstandene wiederfindet.



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