Das Todesspiel (1997)
Heute vor 45 Jahren, am 13. Oktober 1977, entführte eine Kommando der PFLP, der Popular Front for the Liberation of Palestine, eine Lufthansa-Maschine: Über mehrere Tage erstreckt sich dann bei großer Hitze und ohne ausreichend viele sanitäre Anlagen eine brutale Geiselnahme, die erst am 18. Oktober durch eine Sondereinheit gewaltsam beendet werden kann. Diese große Geiselnahme hatte das Ziel, RAF-Terroristen auf ihrer Haft freizupressen – und war freilich bloß eine Episode des deutschen Herbstes: Geht man etwa 50 Jahre zurück, in den Sommer 1972, wurden mehrere Mitglieder der Ersten Generation der RAF festgenommen; so Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe und Irmgard Möller, die vier, fünf Jahre später zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt worden waren – woraufhin die RAF ihre Bemühungen intensivierte, die Freilassung zu erzwingen. Am medienwirksamsten sicherlich mit der Entführung des damaligen Arbeitgeberpräsidenten und einstigen SS-Untersturmführers Hanns Martin Schleyer. Die Entführung fand schon am 5. September statt, zog sich aber wochenlang ergebnislos in die Länge; um den Druck zu verstärken, einigte man sich mit der kooperierenden PFLP auf die Flugzeugentführung: Am Tage ihres Scheiterns wurde Schleyer als Geisel erschossen. Zugleich kommt es zur Todesnacht von Stammheim: Baader, Ensslin und Raspe werden tot, Möller schwer verletzt aufgefunden; alles deutet auf Suizid hin, aber aufgrund fragwürdiger Ermittlungsmethoden im Nachgang halten sich Verschwörungstheorien vom Mord an den RAF-Terrorist(inn)en bis heute... wohl auch deshalb, weil im damaligen Klima Politiker der CDU in den 70er Jahren für die Einführung der Todesstrafe für Terroristen plädierten. (Was immerhin ein Peter Lorenz – RAF-Geisel und CDU-Politiker – nach seiner Entführung rügte.)
Etwa 20 Jahre später legte Heinrich Breloer ein Doku-Drama über die Ereignisse vor, das im Juni 1997 als TV-Zweiteiler von der Schleyer-Entführung über die Flugzeug-Entführung bis zum 18. Oktober führte: Mit Spielfilmpassagen, die teils an die Intensität eines fesselnden Thrillers heranreichen, Archivaufnahmen und Interviewsequenzen arrangierte Breloer dieses seinerzeit enorm gerühmte TV-Event, das nicht zuletzt durch einen sichtlich um Objektivität bemühten Blickwinkel besticht.
Als DVD 8 und 9 sind beide Teile in der Sammlung Deutschland: Schicksalsstunden von DIE ZEIT Dokumentation enthalten: Fassungseintrag von AvdH
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