Beitrag

von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Premingers letzter großer Klassiker?

Stichwörter: 1960er Bass Dullea Großbritannien Jubiläum Klassiker Kriminalfilm Levin Literaturverfilmung Lynley Marryam Massey Olivier Preminger Spielfilm Thriller

Bunny Lake Is Missing (1965)

Otto Preminger war seit Anfang der 30er Jahre auf dem Regiestuhl aktiv: 1931 noch mit einem einzigen Film in seiner Heimat Österreich, ab 1936 dann auch in den USA - manchmal allerdings bloß als Co-Regisseur oder einspringender Ersatz und 1938 sogar als von den Studiobossen der Fox wegen seiner Eigensinnigkeit abgesägter Regisseur, der für fünf Jahre nicht mehr Fuß fassen konnte in Hollywood. Mit "Laura" (1944) kam er schließlich - gegen alle Einwände des Studios - groß raus: als unvergänglicher Meilenstein des film noir, mit wunderbarer Handschrift in Szene gesetzt. Es folgten dann zumeist Melodramen und Komödien, teilweise in Form hübscher Ausstattungsfilme, seltener auch weitere Thriller, die bis heute meist beliebter sind. Einer von ihnen, "Angel Face" (1952), der ebenfalls zu einem noir-Klassiker avanciert ist, markierte dann einen wichtigen Einschnitt in Premingers Karriere, folgte doch auf diesem für RKO angefertigten Thriller die Gründung einer eigenen Produktionsgesellschaft: es folgten unabhängige Filme, die sich skandalösen Themen annahmen - zunächst die ihrerzeit unverblümt-freizügige Komödie "The Moon Is Blue" (1953) und das Rauschgift- & Entzugs-Drama "The Man with the Golden Arm" (1955), das die Ungnade der MPAA auf sich zog und sich um einen seinerzeit noch neuen, krass realistischen Stil bemühte. Später ließ er unter anderem das vorzügliche Polit-Drama "Advise & Consent" (1962) folgen, das sich nicht gänzlich unbedenklich, aber immerhin auch der Homosexualität annahm, sowie "The Cardinal" (1963) und "In Harm's Way" (1965). Dazwischen drehte er auch weiterhin für die großen Studios, etwa den Western "River of no Return" (1954), an dem er selbst eher wenig Interesse hatte, oder die Klassiker "Carmen Jones" (1953), "Bonjour tristesse" (1958) oder "Anatomy of a Murder" (1959). Doch Mitte der 60er Jahre setzte dann ein Qualitätsabfall ab und nach 1965 folgte ein 15jähriges Ende einer Karriere, in welchem Preminger keine Filme mehr hervorbrachte, die an den Klassikerstatus früherer Meisterwerke heranreichen konnten, waren sie nun unabhängig produziert worden oder nicht.

Sein britischer Thriller "Bunny Lake Is Missing" (1965) markiert gemeinsam mit "In Harm's Way" das Ende von Premingers Glanzzeit. In diesem - am 03. Oktober 1965 uraufgeführten - Psychothriller kehrt Preminger nochmals zu den Kriminalfilmen zurück, die er nach "Angel Face" etwas vernachlässigt hatte. In zeitlicher Nähe zu Hitchcocks "Psycho" (1960), Polanskis "Repulsion" (1965) oder Clouzots unvollendetem "L'Enfer" (1964) widmet sich Preminger hier nach einem Roman Marryam Modells und einem Drehbuch von (unter anderem) Ira Levin ganz zeitgemäß dem Thema des Wahns, der fehlerhaften Realitätswahrnehmung - und schlägt dann doch ganz eigene Wege ein, die an das spätere Plottwist-Gehabe vieler Thriller seit der Jahrtausendwende erinnern. Laurence Olivier, Keir Dullea und Anna Massey stehen hier an der Seite von Hauptdarstellerin Carol Lynley und liefern einen zusätzlichen Grund, sich diesen Thriller-Klassiker nicht entgehen zu lassen - zumal Saul Bass hier als title designer mitgewirkt hat.
Worum es geht, legt Jayson in seinem Review dar.


Kommentare und Diskussionen

  1. Noch keine Kommentare vorhanden

Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

Registrieren/Einloggen im User-Center

Details
Ähnliche Filme