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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Michael Glawogger betritt die ganz große Bühne

Stichwörter: 1990er Dokumentarfilm Glawogger Indien Jubiläum Klassiker Mexiko Österreich Russland Schweiz USA

Megacities (1998)

Michael Glawogger hat es sich trotz seiner vergleichsweise geringen Lebenszeit und der relativ kurzen Karriere als Dokumentarfilmer als einer der wichtigsten Dokumentarfilmer seiner Zeit hervorgetan. "Untitled" (2017) stand am Ende: veröffentlicht drei Jahre nach Glawoggers Tod, der während seiner Dreharbeiten und Reisen für das zugrundeliegende Projekt in Liberia an Malaria erkrankte und infolgedessen den Tod fand. Die Cutterin Monika Willi führte das Projekt zum Ende, das noch einmal Glawoggers Blick auf ganz unterschiedliche Ecken der Erde zum Ausdruck brachte, an denen sich Arbeit und (Über-)Leben in ihren unterschiedlichen Extremen zeigen. Eine lose Trilogie, in der – wie auch noch in "Untitled" – der Einfluss des großen Essay- und Dokumentarfilmers Chris Marker nachhallt, ging dem filmischen Testament voran und begründete Glawoggers Renommee weit mehr als seine restlichen Filme, darunter auch Spielfilme wie "Nacktschnecken" (2004) oder "Das Vaterspiel" (2009): "Whore's Glory" (2011) über Prostitution in Thailand, Bangladesch und Mexiko bildete den Abschluss, "Workingman's Death" (2005) den Mittel- und Höhepunkt. Den Anfang machte aber der am 12. August 1998 auf dem Locarno Film Festival uraufgeführte "Megacities", der dem Österreicher in Kürze internationale Aufmerksamkeit sichern sollte. In Mumbai, New York, Mexiko Stadt und Moskau folgt er dem Alltag von einem Dutzend Figuren: Farbensieber, Hustler, Müllsammler, Kriminelle... Sie leben am Rand der Gesellschaft und über die Kontinente hinweg zeigen sich Parallen inmitten der Unterschiede, derweil sich Würde, Trostlosigkeit und Bildgewalt zu einer erstaunlichen Melange verweben, die mitunter auch auf Kritik stieß. Für einen schwarzhumorigen Blick, der die absurden Umstände und Zusammenhänge der Lebensumstände herausstellt, hat Glawogger ebenso Platz wie auch für die spielerische Nachstellung von Ereignissen, die die strengen Grenzen des Dokumentarfilms im engsten Sinne aufweichen. Man kann – gerade angesichts von dringlicher werdenden Themen wie Klimawandel und Migrationsbewegungen – nur bedauern, dass Glawogger seit mittlerweile fast 10 Jahren nicht mehr unter den Lebenden weilt. "Megacities" und die folgenden großen Dokumentarfilme, die neugierig in die Weite der Welt blicken, sind indes als moderne Klassiker des dokumentarischen Film in die Filmgeschichte eingegangen.
Die alte DVD von Hoanzl / Der Standard / Filmarchiv Austria ist gelegentlich noch für kleines Geld greifbar: Fassungseintrag von dvdeus


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