Ukamau (1966)
Das bolivianische Kino ist nicht sonderlich populär, was auch an einer viele Jahrzehnte eher spärlich gesäten Filmproduktion lag. Einen wichtigen Einschnitt stellte eine kleine Gruppierung um Jorge Ruiz dar, welche Dokumentar- und Spielfilme hervorbrachten, die zu den ersten des bolivianischen Tonfilms zählten und schnell zu den bedeutendsten & besten Produktionen des Landes gezählt worden sind. Doch als deren Spielfilme als US-amerikanische Koproduktionen immer kommerzieller gerieten und in den Augen des Crew-Mitglieds Óscar Soria nicht mehr den Interessen der bolivianischen Bevölkerung entsprachen, deren indigener Teil immer wieder mit Benachteilungen zu leben hatte, löste sich Soria aus dieser Gruppe und wandte sich neuen Kollegen zu, mit denen er ab Beginn der 60er Jahre sozialkritischere, politisch engagiertere Filme drehte.
"Ukamau" - für den Soria das Drehbuch schrieb, während Jorge Sanjinés wie in drei vorangegangenen, mit Soria bewerkstelligten Kurz- & Dokumentarfilmen die Regie übernahm - stellte 1966 schließlich einen wichtigen Einschnitt dar, benannte sich die eingefleischte Gruppe um Soria und Sanjinés doch fortan nach dem Titel dieses ersten Spielfilms, der (durchaus parteiisch & propagandistisch) Unrecht & Ausbeutung anprangert und agitatorisch zur Auflehnung riet. "Ukamau" eroberte sein bolivianisches Publikum im Sturm, war aber bei sei der Regierung gar nicht beliebt, zumal sich die Filmemacher mit einem abweichenden Drehbuch staatliche Gelder erschlichen hatten; angesichts des großen Publikumserfolgs blieb eine Zensur zwar zunächst aus (um etwas später zuzuschlagen, als sich das Interesse am Film gelegt hatte), jedoch wurde Sanjinés als Leiter des Instituto Cinematográfico Boliviano abgesetzt und das Filminstitut selbst zunächst geschlossen. Kritik an "Ukamau" kam später aber auch von der Grupo Ukamau selbst: Sanjinés lehnte später die Orientierung an westlichen Vorbildern (vor allem Eisenstein) ab, die sich in den ersten Vorbildern, in "Ukamau" und dem Nachfolger "Yawar Mallku" (1969) noch finden ließen, um eine einfachere, verständlichere Filmsprache zu entwickeln, die auch inhaltlich viel stärker die Perspektive der indigenen Minderheit übernahm (der die Filmemacher selbst gar nicht angehörten). Diese schon in "Yawar Mallku" deutlich ersichtliche Annäherung der nichtindigenen Filmemacher an die indigenen Bevölkerungsschichten war im - mit Geraldine Chaplin besetzten - Spätwerk "Para recibir el canto de los pájaros" (1995) Hauptbestandteil der Handlung des originellen Metafilms, der noch 15 Jahre später in Icíar Bollaíns "También la lluvia" (2010) nachhallen sollte.
Worum es in "Ukamau" geht? Inhaltsangabe von PierrotLeFou
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