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von ratz

Vor 75 Jahren: Der Hollywood-Geisterfilm findet zu sich selbst

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The Uninvited (1944)

Ein alter und bekannter Topos von Geistergeschichten besagt, daß die Seelen von Verstorbenen, denen auf Erden Unrecht geschehen ist oder die Opfer von Verbrechen wurden, keinen Frieden finden und bestimmte Orte solange heimsuchen, bis Gerechtigkeit hergestellt oder ihr Tod gesühnt wurde. Einer der ersten Hollywoodfilme, die dieses Narrativ ernstnahmen und Spukerscheinungen als tatsächlich existent zeigten, ohne sie am Ende als menschengemachten Hokuspokus zu entlarven, war „The Uninvited“, der am 10. Februar 1944 seine US-Premiere feierte und seitdem zu einem Klassiker des Gruselfilms geworden ist.

Der Eindruck, den Alfred Hitchcocks „Rebecca“ (1940) hinterlassen hatte, muß gewaltig gewesen sein, denn es finden sich verschiedene Motive dieses Films bzw. des gleichnamigen Romans von Daphne de Maurier in der 1941 erschienenen Erzählung „Uneasy Freehold“ der irischen Autorin Dorothy Macardle wieder. In den USA unter dem Titel „The Uninvited“ veröffentlicht, wurde für die Verfilmung von Paramount der britische Theaterregisseur Lewis Allen verpflichtet, der damit eine langjährige Hollywoodkarriere starten konnte. Er inszeniert die Standardsituation des Haunted House, dessen Spuk eine ungeklärte Familientragödie zugrundeliegt, mit einer kräftigen Dosis Humor, die hauptsächlich den nonchalanten, trockenen Kommentaren der Hauptfigur, gespielt von Ray Milland, entspringt. Auch die sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen ihm und der jungen Erbin des Fluchhauses (Gail Russell in einer frühen Rolle) bildet ein starkes Gegengewicht zu den dramatischen Gänsehautszenen. Diese setzen indessen nicht auf blanken, schweißtreibenden Horror, sondern evozieren atmosphärisch das Element des Unheimlichen, hauptsächlich über die Tonspur und über sparsam eingesetzte Spezialeffekte. Hier glänzt der Kameramann Charles Lang mit vorzüglichen, stimmungsvollen Licht-Schatten-Spielen durch Kerzen und Taschenlampen, für die er mit einer Oscar-Nominierung belohnt wurde. Die Filmmusik von Victor Young mag für den heutigen Geschmack gelegentlich etwas zu sehr ins Mickey-Mousing gehen, doch der Titel „Stella by Starlight“ entwickelte ein unerwartetes Nachleben und ist inzwischen zu einem veritablen Jazzklassiker avanciert.

„The Uninvited“ ist mit seiner Grundkonstellation – unterdrückte Familiengeheimnisse schwelen im Untergrund und sind damit die Ursache für Geistererscheinungen oder ein Spukhaus – der Urahn vieler Horrorfilme bis in die Gegenwart, genannt seien etwa „A Tale of Two Sisters” (2003), „Mama” (2013) oder „Crimson Peak” (2015). Erhältlich ist der Klassiker in einer vorbildlichen Edition bei Koch Media (etwas unpassend in der Film Noir Collection) auf Blu-ray (Fassungseintrag) und DVD (Fassungseintrag). Daß allerdings auch derjenige Zuschauer von "The Uninvited" etwas enttäuscht sein könnte, der handfesteren Grusel erwartet, zeigt die Kritik von Moonshade, der auch die Inhaltsangabe beigesteuert hat.


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