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von PierrotLeFou

Vor 100 Jahren: Epik, Erotik, Exotismus, Kitsch und Kolportage von Jacques Feyder

Stichwörter: 1920er Abenteuer Belgien Benoit Drama Erotik Fantasy Feyder Frankreich Jubiläum Klassiker Literaturverfilmung Napierkowska Spielfilm Stummfilm

L'Atlantide (1921)

Pierre Benoits Kolportageroman "L’Atlantide" (1919), dessen Übersetzung in den USA bezeichnenderweise im pulp-Magazin Adventure erstmals veröffentlich werden sollte, vermengt wie schon H. R. Haggards "She: A History of Adventure" (1886) Exotik, Abenteuer und die ambivalente erotische Fantasie der mächtigen Überfrau. Bei Benoit geraten zwei Offiziere in der algerischen Wüste an die mythische Herrscherin einer kleinen Kultur, die von atlantischen Vorfahren abstammen soll… unter ihrem Einfluss kommt es bald zur mörderischen Auseinandersetzung zwischen den Männern.
Benoit konnte mit dem Stoff einen veritablen Erfolg verbuchen, der dann auch von Jacques Feyder ins Auge gefasst worden war, als er nach vielen zumeist kurzen Filmen – zwischen 1916 und 1918 veröffentlicht, zwischen 1915 und 1917 gedreht – und nach seiner darauffolgenden Zeit bei der Armee wieder an die schon begonnene Filmkarriere anknüpfen wollte. "L’Atlantide", uraufgeführt am 28. Mai 1921, ist Feyders erste Nachkriegsproduktion: Mit der Länge von mehr als 2½ Stunden, den exotischen Außenaufnahmen, stilisierten Sets und Kadrierungen, einer faszinierenden Stacia Napierkowska, blanken oder leicht verhüllten, üppigen Frauenbrüsten sowie der abenteuerlichen Kolportagehandlung des zur Uraufführung noch immer immens beliebten Romans vermochte er ein großes Publikum zu fesseln. Feyder, der sich schon als Regieassistent des Avantgarde-Vorläufers "Des pieds et des mains" (1915) oder als Regisseur der einigermaßen reflektierten Serial-/Feuillade-Parodie "Le pied qui étreint" (1916) von seiner kreativen & talentierten Seite gezeigt hatte, war mit dem epischen, auch etwas spekulativen Publikumserfolg "L’Atlantide" der ganz große Durchbruch gelungen: in den 20er und 30er Jahren, zumindest bis "La kermesse héroïque" (1935), gehörte er zu den namhaftesten Filmschaffenden Frankreichs, wenn er auch in den späten 20er Jahren auch im Ausland drehte.
In der arte-Mediathek (derzeit noch unter den Streaming-Angeboten verlinkt!) ist sein erster großer Klassiker noch bis Monatsende zu sehen...


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