Terra em Transe (1967)
Glauber Rocha, der bekannteste und einflussreichste Filmemacher des Cinema Novo, ist vor allem für seine folkloristischen, mythisch überhöhten Filme gefeiert worden: "Deus E o Diabo na Terra do Sol" (1964) und "O Dragão da Maldade contra o Santo Guerreiro" (1969) haben in ihrer Vermengung aus politischer Allegorie, brasilianischer Mythologie und Folklore sofort einen eigentümlichen Reiz ausgeübt, der sich bis heute hält. In seinem letzten Film "A Idade da Terra" (1980) radikalisierte er diesen Ansatz noch auf äußerst unkonventionelle Weise, was das Werk für Europäer nicht leicht zugänglich werden ließ. Sieht man von seinem Spielfilmdebüt - dem im Fischer-Milieu angesiedelten Drama "Barravento" (1962) - einmal ab, ist diese Rezeptur im Grunde in allen Rochas noch halbwegs wahrzunehmen; etwa in "Cabezas Cortadas" (1970) oder dem antikolonialistischen "Der Leone have sept cabeça" (1970). Aber auch in "Terra em Transe" (1967), seiner ihrerzeit von Rechten und Linken abgelehnten Polit-Parabel, lässt sich das noch bemerken, siedelte Rocha den Film, den er selbst als einen sehr genauen Dokumentarfilm beschrieb, doch in Eldorado an...
"Terra em Transe", der nach einem kurzlebigen Verbot am 2. Mai 1967 erstmals in Brasilien zu sehen war, ist unmissverständlich eine Reaktion auf die noch junge Militärdiktatur Brasiliens und erzählt die Geschichte eines Intellektuellen, der sich im Wahlkampf engagiert, um sich später um seine Ideale & Hoffnungen betrogen zu sehen: am Ende steht die Radikalisierung der Hauptfigur, die ihr ein tragisches Ende einbringt. "Terra em Transe" ist ein in jeder Hinsicht wuchtiger Film: inhaltlich voller Polemik, äußerst angriffslustig, formal vielfältig, zwischen langen, folkloristisch ausgeschmückten Einstellungen und krassen Schnitten schwankend, mit teils rasanter (Weitwinkel-)Kamera gefilmt, mit cinéma vérité-Anleihen ausgestattet, teils symbolisch aufgeladen, teils von schroffer Direktheit. Es ist ein Film, der bestens den Einfluss der Nouvelle Vague auf das Cinema Novo erkennen lässt und der als ein Paradebeispiel für ein formal & inhaltlich ambitioniertes Politkino der 60er Jahre steht.
Kostengünstig liegt der Film bei dem Label Mr. Bongo - das generell ein spannendes Programm anbietet - auf DVD vor (Fassungseintrag von Kayfabe); die dt. untertitelte DVD von Trigon ist etwas kostenspieliger, bietet aber mehr Extras und soll über eine etwas bessere Bildqualität verfügen.
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