Les dames du Bois de Boulogne (1945)
Nach seinem Langfilmdebüt "Les anges du péché" (1943) drehte Robert Bresson noch einmal einen Film unter deutscher Besatzung, der am 21. September 1945 erstmals zur Aufführung gelangte. Gemeinsam mit Jean Cocteau, der für die Dialoge zuständige war, adaptierte Bresson den Teil eines Romans von Diderot, verlegte ihn aber etwa in die Gegenwart, wenngleich sein Paris nicht auf die deutsche Besatzung verweist. Latent ist diese aber – so sah man es bisweilen – in Form der Eiseskälte und Grausamkeit vorhanden, die sich durch die Geschichte zieht: Eine Frau rächt sich am Ex-Partner für das Ende der gemeinsamen Beziehung, indem sie ihn berechnend in eine Beziehung mit einer Frau mit zweifelhafter Vergangenheit und von entsprechend schlechtem Leumund hineinmanövriert – ihn zur erbarmungslosen Verwerfung der nichtsahnenden Unglücklichen nötigen, die ihn letztlich selbst desavouieren müsste. Der Plan misslingt aber, der tatsächlich Verliebte kehrt schließlich zu der Frau zurück. Stärker noch als im Vorgänger zeichnet sich ein Faible für das Asketische ab, aber es vergehen sechs Jahre (in denen Bresson keinen weiteren Film dreht), ehe er seinen eigentümlichen Stil radikaler Reduktion findet, der mit "Journal d'un curé de campagne" (1951) einsetzend sein gesamtes weiteres Schaffen auszeichnen wird. "Les dames du Bois de Boulogne" kann somit als Abschluss des bressonschen Frühwerks gelten, wenngleich die Etikettierung als Frühwerk nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass bereits hier eine konzentrierte Inszenierung vorliegt.
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