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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Lang- und Spielfilm-Debüt von Theo Angelopoulos

Stichwörter: 1970er Angelopoulos Drama Griechenland Jubiläum Klassiker Kriminalfilm Spielfilm

Anaparastassi (1970)

Er war Griechenlands bekanntester Autorenfilmer: Theo Angelopoulos, der seit 1963 als Autor und Regisseur an Filmen mitwirkte, die jedoch anfangs unvollendet blieben (bzw. im Fall von "Peripeteies me tous Forminx" (1965) von anderen weitergeführt worden waren), prägte mit seinen Filmen eine Ästhetik der langen Plansequenz, die im Frühwerk noch einige Male durch Verfremdungseffekte à la Brecht und Godard geprägt waren, im Spätwerk aber immer stärker mit einer Art Innerlichkeit à la Tarkovsky einhergingen, mit dem er zunehmend verglichen worden war. Das Frühwerk indes ähnelte eher dem Schaffen des ungarischen Kollegen Miklós Jancsó, wies es doch wie dessen Filme eine erhebliche Distanz den Figuren gegenüber auf, derweil zugleich die Kamera in ausschweifend langen Einstellungen sehr stilisiert und streng durchkomponiert agiert (wobei Angelopoulos eben zusätzlich noch auf Momente der Verfremdung setzte). Erstmals machte er – wenn ihn auch erst "Meres Tou 36" (1972) als erster Teil seiner ersten Trilogie international als wichtigen Filmemacher auswies – mit "Anaparastassi" auf sich aufmerksam, der am 24. September 1970 auf dem Thessaloniki International Film Festival zu sehen war und ihm in Berlin immerhin eine lobende Erwähnung einbrachte. In diesem von wahren Fällen inspirierten Kriminaldrama sind Einflüsse von Viscontis "Ossessione" (1943) und Kurosawas "Rashomon" (1950) deutlich wahrnehmbar: an Visconti erinnert die tödliche Dreiecksgeschichte, an Kurosawa das Verhandeln von Wahrheit. Kurosawa und der Neorealismus gehörten zu diesem Zeitpunkt auch seit mindestens einer Dekade zu Angelopoulos' Vorlieben neben der Nouvelle Vague; vor allem als er sich als Filmkritiker und IDHEC-Student betätigte. Zugleich lassen sich hier viele Momente entdecken, zu denen Angelopoulos noch mehrfach zurückkehren sollte: Macht und Zwang sind als Motive bereits erkennbar, ebenso ein gesamtgesellschaftliches Phänomen hinter der individuellen Kriminalgeschichte (welches sich mit Gastarbeit und einem Strukturwandel des Landes beschäftigt). "Anaparastassi" mag nicht zu den besten Filmen des Regisseurs zählen, ist für dessen Fans jedoch allemal einen Blick wert (und bei Trigon auf DVD deutsch untertitelt erhältlich: Fassungseintrag von Athen).
Worum es geht, verrät die Inhaltsangabe von PierrotLeFou.


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