Arsenic and Old Lace (1944)
Als Frank Capra Mitte der 30er Jahre nach kleinen Erfolgen als umtriebiger Regisseur endlich den großen Durchbruch erzielte, blieb er bis Beginn der 40er Jahre einer der führenden Komödienregisseure Hollywoods: "It Happened One Night" (1934), "Mr. Deeds Goes to Town" (1936), "You Can't Take It with You" (1938), "Mr. Smith Goes to Washington" (1939), "Meet John Doe" (1941) sowie der heiter-versöhnliche Fantasy-Klassiker "Lost Horizon" (1937) entstehen in dieser Zeit und schreiben allesamt Filmgeschichte. Dann kam Pearl Harbor – und damit der Kriegseintritt der USA. Capra, in seinen Filmen stets um soziale, humanistische Anliegen bemüht, bricht seine Hollywood-Karriere ab und erkundet in zahlreichen Dokumentar- und Propagandafilmen die Gründe für den Kriegseintritt sowie die damit einhergehenden Ziele. Erst mit seinem Evergreen "It's a Wonderful Life" (1946) meldet er sich wieder in Hollywood zurück – und feiert dann (einige weniger populäre Filme später) nur noch mit seinem letzten Langfilm "Pocketful of Miracles" (1961) einen größeren Erfolg.
Und zwischen seinem Abschied von Hollywood und der glorreichen Rückkehr gelangt am 1. September 1944 "Arsenic and Old Lace" in die Kinos. Gedrehte hatte ihn Capra Jahre vorher – nach Joseph Kesselrings gleichnamigen Theaterstück, das ab Januar 1941 am Broadway zu sehen war und noch in diesem Jahr von Capra für die große Leinwand inszeniert worden war. Vertraglich war ein Kinostart jedoch erst nach Absetzung des Stückes am Broadway vorgesehen – und diese ließ weit über drei Jahre auf sich warten.
Der wie das Stück immens erfolgreiche Film stellt in seinen Grundzügen eine Art Variation des old dark house-Motivs dar: Vor seinen Flitterwochen gerät ein Paar in das Haus der Tanten des Mannes, die nicht bloß im wahrsten Sinne des Wortes einige Leichen im Keller haben, sondern auch den wahnsinnigen Bruder des Mannes bei sich beherbergen. Es stößt noch ein weiterer Bruder, ein flüchtiger Schwerkrimineller, hinzu, der schwer an Boris Karloff erinnert (und auf der Bühne auch von Karloff gespielt worden war). Zwar halten sich obligatorische gothic-Verweise nicht bloß in Grenzen, sondern fehlen im Grunde gänzlich, aber die Struktur der old dark house-Filme wurde eindeutig übernommen, um diese überdrehte murder mystery-Komödie zu erzählen. Dabei brillieren Cary Grant, Raymond Massey, Peter Lorre und Priscilla Lane in tragenden Rollen, derweil die Drehbuchautoren Julius und Philip G. Epstein mit Capra nach Kesselrings Vorlage alle Register ziehen, um einen pausenlos unterhaltsamen Kultklassiker ohne jegliche Hänger abzudrehen, der mit einem Max-Steiner-Score edel abgerundet wird.
Ausführlich lässt sich Professor Moriarty in seinem Review über die Qualitäten von Capras Evergreen aus.
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