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von ratz

Vor 50 Jahren: Robert Altmans rätselhafte Frauenfiguren

Stichwörter: 1970er Altman Auberjonois Bozzuffi Drama Großbritannien Irland Jubiläum Klassiker Spielfilm Thriller USA Williams Yamashta York

Images (1972)

Der US-Regisseur Robert Altman ist ein gern gesehener Gast in der OFDb-Anniversary-Ecke, weil er mit über 40 Spielfilmen ein großes und überaus facettenreiches Œuvre hinterlassen hat, wie es nur wenigen Regisseuren in der Filmgeschichte vergönnt war. Während Altmans gallig-ironischen Gesellschaftssatiren beim Publikum erfolgreicher waren, hat er sich immer wieder kleinen und persönlichen Projekten gewidmet. Dazu gehört eine Quasi-Trilogie kammerspielartiger Filme über Frauenfiguren, die der gängigen Geschlechtercharakterisierung zuwiderlaufen und sie als undurchschaubare, teils erratisch handelnde Wesen zeigen.

„Images“, ein Sechs-Personen-Film und mittlerer Teil dieser Trilogie, feierte am 9. Mai 1972 in Cannes Premiere und handelt von einer Schriftstellerin Cathryn (Susannah York), die zwischen den Begehrlichkeiten von drei Männerfiguren steht (Rene Auberjonois, Marcel Bozzuffi, Hugh Millais). Altman nimmt dabei vollständig Cathryns Perspektive ein, läßt die Grenzen zwischen Realität und Einbildung verschwimmen (es bleibt offen, ob eine psychische Erkrankung Cathryns die Ursache ist) und läßt auch im Unklaren, ob und wann welcher der Männer real ist. Er gesteht Cathryn verschiedene, teils widersprüchlich erscheinende Charaktereigenschaften zu und versinnbildlicht diese flüchtige, multiple Persönlichkeit in immer wieder auftauchenden Spiegeln, Kameraobjektiven, Glasperlen-Mobiles und Windspielen. Dabei streift Altman – wie sonst selten – die Genregefilde des Psychothrillers oder gar des Horrorfilms, wozu die flirrende, unheimliche Musik von John Williams beiträgt, die von schwebenden Klängen des Avantgarde-Percussionisten Stomu Yamashta ergänzt wird. Basierte der erste Teil der Frauen-Trilogie „That Cold Day in the Park“ (1969) noch auf einer literarischen Vorlage, schrieb Altman sowohl für „Images“ als auch für den dritten Film „Three Women“ (1977) das Drehbuch selbst und räumte in Interviews ein, daß er dabei stark von Ingmar Bergmans „Persona“ (1966) beeinflußt worden war. Ganz wie sein Vorbild beweist Altman damit eine besondere Offenheit und Sensibilität für Fragen des Geschlechterdiskurses, der seit den 1960ern längst nicht erledigt ist und seinen Filmen damit eine zeitlose Relevanz verleiht.

„Images“ ist günstig als Stream oder DVD (Fassungseintrag) zu haben, eine gut ausgestattete Blu-ray, deren Bildmaster auf einer frischen 4K-Restaurierung basiert, ist beim britischen Label Arrow erschienen (Fassungseintrag). Die OFDb-Kritik von psychopaul würdigt die Komplexität des Psychodramas und zieht Parallelen zu den Filmen Bergmans und Roman Polanskis.


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