Harold and Maude (1971)
Ruth Gordon, die Nachbarin Minnie Castevet aus Polanskis "Rosemary's Baby" (1968), war hier die knapp 80-jährige, lebensfrohe, unkonventionelle KZ-Überlebende Maude; der junge Bud Cort war Harold, der morbide Teenager, der seine entsetzlich verständnislose Mutter regelmäßig mit vorgetäuschten Suiziden provoziert. Beide bilden eines der originellsten Film-Liebespaare aller Zeiten in diesem am 20. Dezember 1971 uraufgeführten Hal-Ashby-Klassiker, der vor allem auch für seinen Cat-Stevens-Soundtrack berühmt ist: "Don’t Be Shy", "On the Road to Find Out", "I Wish, I Wish", "Miles from Nowhere", "Tea for the Tillerman", "I Think I See the Light", "Where Do the Children Play?", "If You Want to Sing Out, Sing Out" und "Trouble"sind zu hören. Sehen wollte den Film – der zweite in Hal Ashbys kurzer, aber beachtlicher Karriere (und der erste nach einem Buch von Colin Higgins, der hiermit eigentlich bloß seine Examensarbeit vorlegen wollte) – zunächst kaum jemand. Über zehn Jahre später wird der Film, der eigentlich schon zum Erscheinen der perfekte Kultfilm für die Gegenkultur jener Jahre gewesen wäre, dann doch rehabilitiert; spielt nicht bloß seine Kosten endlich ein, sondern geradezu kultisch verehrt... so kultisch, das manche Kinos ein Ritual um den Film gebaut haben: In der Essener Galerie Cinema läuft der Film sogar schon seit 1975 im Wochentakt und geht nun am 6. Januar 2022 in die 2431. Woche; und das hannoversche Apollo, eines der ältesten Kinos in Norddeutschland, zeigt Ashys New Hollywood-Liebeskomödie verlässlich zu jedem Jahreswechsel.
Mehr zum Film, der Ende Januar hierzulande eine neue Blu-ray-Ausgabe erhält, verrät buxtebrawler in seinem Review.
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So, wieder ist ein Jahr vorbei – und wieder ist viel ausgesiebt worden… In der engeren Wahl waren unter anderem noch – als größere Mainstream-Hits der 90er Jahre – “Twister” (1996), “Mission: Impossible” (1996), “The Rock” (1996), “Sleepers” (1996)… sowie “Last Man Standing” (1996), der jüngst fortgeführte Realfilm-/Cartoon-Mix “Space Jam” (1996), der bzgl. seiner Qualitäten umstrittene Werwolfsfilm “Bad Moon” (1996), die stargespickte Frauenpower-Komödie “The First Wives Club” (1996) und das kleinere feministische Independent-Werk “Female Perversions” (1996) mit Tilda Swinton; ebenfalls sind Cronenbergs vergleichsweise sperriger “Crash” (1996), Schlingensiefs wüster “United Trash” (1996), Amenabars Snuff-Thriller/-Drama “Tesis” (1996), Henry Selicks Animationsfilm “James and the Giant Peach” (1996), Oliver Assayas Metafilm “Irma Vep” (1996) mit Jean-Pierre Leaud, der große H.-G.-Wells-Verfilmungs-Flop “The Island of Dr. Moreau” (1996), Spike Lees “Get on the Bus” (1996), Stephen Hopkins Abenteuerfilm “The Ghost and the Darkness” (1996), Sidney Lumets Juristen-Thriller/-Drama “Night Falls On Manhattan” (1996), Enki Bilals greller “Tykho Moon” (1996), die Sozialdrama-Komödie “Brassed Off” (1996), Mike Nichols Komödien-Remake “The Birdcage” (1996) oder Ron Howards Noir-Remake “Ransom” (1996) mit Mel Gibson… ebenso Henry Hathaways Noir “The Dark Corner” aus den 40er Jahren, aus denen auch Edmund Gouldings Drama “The Razor’s Edge” (1946) nach William Somerset Maugham stammt. Aus den 20er Jahren habe ich bloß noch “Shivat Zion” (1921) über jüdisches Leben in Palästina sowie Rex Ingrams “The Four Horsemen of the Apocalypse” (1921) ausgesiebt. Aus den reichhaltig vertretenen 70er Jahren (zugegeben: 1971 ist einer meiner Lieblings-Jahrgänge) sind noch entfallen: der subversive “Emperor Tomato Ketchup” (1971), Chris Markers essayistische Medvedkine-Doku “Le train en marche” (1971), der von Bildstörung aus der Versenkung geholte “Mais ne nous délivrez pas du mal” (1971), Uwe Brandners mörderischer Neuer Deutscher Heimatfilm “Ich liebe dich, ich töte dich” (1971), Schaafs Neuer Deutscher Historienfilm “Trotta – Die Kapuzinergruft” (1971), Winners “Turn of the Screw”-Prequel “The Nightcomers” (1971) mit Marlon Brando, Paul Morrisseys wüste Anti-Feminismus-Satire “Andy Warhols Women” (1971), die nicht minder trashige Gruselschote “La figlia di Frankenstein” (1971), Nadine Trintignants Kindstod-Ehedrama “Ça n’arrive qu’aux autres” (1971) mit Catherine Deneuve und Marcello Mastroianni, die Italo-Western “Giù la testa” (1971) von Leone (der hiermit den Mittelteil seiner Amerika-Trilogie vorlegte) und Giuseppe Varis “Prega il morto e ammazza il vivo” (1971) mit Kinski, der Italo-Thriller “La vittima designata” (1971) mit Tomas Milian, der Sekten-/Satanismus-Horrorfilm “The Mephisto Waltz” (1971), Franklin J. Schaffners etwas vergessenes Historiendrama “Nicholas and Alexandra” (1971), Lee H. Katzin Sportfilm-Klassiker “Le Mans” (1971), der Richard-Roundtree-Blaxploitation-Hit “Shaft” (1971) und die japanischen Dramen “Gishiki” (1971) von Oshima und (deutlich manirierter) “Kokuhakuteki joyuron” (1971) von Yoshida…
Ab morgen geht es dann mit neuen Jahrgängen weiter… und auch 2022 wird wieder (das wäre zumindest der Plan) dreimal die Woche und an ausgewählten Feier- und Gedenktagen ein neuer Jubiläumstitel Erwähnung finden… (wobei ich hoffentlich die Muße haben werde, vor Veröffentlichung etwas mehr Flüchtigkeitsfehler aus den eigenen Texten zu tilgen…)
Jetzt aber allen ein frohes neues Jahr (das trotz aller Widrigkeiten und der für Cineast(inn)en dystopisch anmutendenden Jahreszahl hoffentlich einigermaßen passabel gerät) – und natürlich noch ein ganz dickes Dankeschön an die fleißigen Mitschreiber ratz und Stefan M sowie an Tito für seinen umfangreichen Gastbeitrag!