He Who Gets Slapped (1924)
Der Clown ist – nicht als souveräner Harlekin, wohl aber als dummer August – eine Lachnummer. Freilich eine bewusst verkörperte Lachnummer, die sich selbstbewusst ausleben und auch wieder ablegen lässt. Doch bisweilen begleitet die Clownsrolle auch den Abstieg, den sozialen Abstieg, den finanziellen Abstieg, und erweist sich eher als Veräußer(lich)ung des scheinbar wahren Kerns: Prof. Rath ist in Josef von Sternbergs "Der blaue Engel" (1930) ein populäres Beispiel dafür. Eines der anderen Beispiele lieferte Lon Chaney sr. als Titelfigur in Victor Sjöströms am 9. November 1924 uraufgeführten "He Who Gets Slapped", dem ersten ausschließlich von der frisch gegründeten Metro-Goldwyn-Mayer produzierten Film. Chaney spielt darin den von seinem Förderer Baron Regnard betrogenen wie gedemütigten Wissenschaftler Paul Beaumont, der als Zirkusclown ein neues Leben findet und als unterer aller Clowns von seligen ebensolche Ohrfeigen erhält, wie sie ihm auch Regnard ihm Rahmen ihres Zerwürfnisses verpasst hatte. Und nun muss der Mann, der die Ohrfeigen bekommt, zusehen, wie Regnard auch noch die Tochter des Zirkusdirektors unglücklich zu machen droht. Ein Zirkuslöwe scheint ihm das Mittel der Wahl zu sein, um Regnard aufzuhalten – und besiegelt damit auch den eigenen Untergang. "He Who Gets Slapped", dieser Klassiker des Zirkusfilms, ist aus vielerlei Gründen relevant: da wäre der erstmalige Einsatz des heute so populären MGM-Logos mit dem brüllenden Löwen; da wäre auch die prägende Rolle Lon Chaneys, der Anlagen davon in "The Unknown" (1927) aber vor allem in "Laugh, Clown, Laugh" (1928) wiederholen sollte; und da wäre der Umstand, dass hier womöglich Universals angedachter und Universals tatsächlicher "Dracula"-Darsteller gemeinsam vor der Kamera stehen, denn einer der Zirkusclowns neben der Titelfigur wird verkörpert von einem Schauspieler, der mitunter als Bela Lugosi identifziert wird, wofür allerdings abseits der (durch Zirkusschminke beeinflussten) Ähnlichkeit nichts weiter spricht. Und natürlich ist "He Who Gets Slapped" wie nahezu jeder Sjöström ein beachtlich inszenierter Film, der freilich in seiner – auf einem Stück Leonid Andreyevs basierenden – Handlung recht konstruiert anmutet.
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