Yoru no onnatachi (1948)
Am 26. Mai 1948, zehn Jahre nach Kenji Mizoguchis 50. Geburtstag, gelangte "Yoru no onnatachi" zur Uraufführung: Vielleicht noch nicht als Spätwerk des 1956 verschiedenen Regisseurs zu werten, aber doch als beachtliches Werk, das unmittebar aus den Erfahrungen der Kriegszeit gespeist zu sein schien: in eher verschrienen Vierteln von Osaka gedreht und in der Gegenwart angesiedelt, schlägt sich eine Rohheit auch im Filmmaterial selbst nieder, das dessen Qualität und Menge begrenzt war. Ein vergleichsweise spröder Film ist dabei herausgekommen, gerade einmal 75 Minuten lang, tonal doch merklich anders als frühere Mizoguchis: Das gilt insbesondere für das Finale, in der die Gewalt unter den titelgebenden Frauen des Milieus der Prostitution im Setting einer zerstörten Kirche vor dem Marienbild eskaliert. Gerne wird die Geschichte mehrerer Frauen im Nachkriegsjapan – vor allem der verwitweten, ihr Kind verlierenden Fusako und ihrer im Nachtclub tanzenden Schwester Natsuko, die beide denselben (kriminellen) Mann begehren – auf den Neorealismus zurückgeführt: ein naheliegender Vergleich angesichts des rohen Touchs, des kritischen Tonfalls und dem Eindruck der erst kurz zurückliegenden Kriegszeit, wenngleich schon die italienischen Filme, die als Neorealismus aufgefasst worden sind, große Unterschiede zueinander aufwiesen. Der aufreibende Schluss indes wurde wiederholt mit einer ganz anderen Richtung des Kinos in Verbindung gebracht: mit Seijun Suzukis Nachkriegs- und Prostitutionsdrama "Nikutai no mon" (1964), das seiner Dekade gemäß die Elemente von Gewalt und Erotik stärker ausbaut...
Registrieren/Einloggen im User-Center