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von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: Früher long-take-Meilenstein aus Japan

Stichwörter: 1930er Drama Historienfilm Japan Jubiläum Klassiker long take Mizoguchi Plansequenz Spielfilm

Zangiku monogatari (1939)

Lange, gar minutenlange Einstellungen als zentrales Gestaltungsmittel eines Films setzten sich – trotz früherer Versuche durch Hitchcock, Dreyer oder Antonioni – erst ab Mitte der 60er Jahre allmählich durch, ohne freilich jemals zur Regel zu werden oder sich im Mainstream zu etablieren. Ein Regisseur, der die langen Einstellungen bereits sehr früh für sich entdeckt hat, ist Kenji Mizoguchi.

“Zangiku monogatari” – uraufgeführt am 13. Oktober 1939 – entstand drei Jahre nach dem Zeitpunkt, den Mizoguchi später als eigentlichen Beginn seiner Karriere als ernsthafter Filmemacher bezeichnen sollte, gleichwohl er schon seit 1923 als Regisseur tätig war und vor 1936 bereits über 60 Filme gedreht hatte. Für die Geschichte über die Liebe zwischen einem Schauspieler und einer Amme, welche den jungen Mann – zugleich der Sohn eines angesehen & überaus talentierten Schauspielers – als einzige zu kritisieren, damit aber zugleich auch zu fördern wagt und wegen des Standesunterschieds von dessen Familie verstoßen wird, woraufhin der Geliebte ihr folgt und unter ihrer Aufopferung zum großen Künstler heranwächst, während sie sich hingegen bis in den Tod verausgabt, radikalisiert Mizoguchi seine Vorliebe für lange, häufig durch Kamerafahrten charakterisierte Einstellungen, die hier – teilweise als vollständige Plansequenzen – durchschnittlich eine Länge von fast einer Minute erreichen, nachdem sie zuvor eher bei 15 bis 35 Sekunden lagen, erheblich. Fortan pflegte Mizoguchi eine Darstellungsweise, die sich vor allem über solch beschauliche Einstellungen auszeichnete, in die man sich dank ihrer Länge in Ruhe einfühlen kann.
Charakteristisch ist ebenfalls die Konzentration auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft – eine Thematik, die bei Mizoguchi stets wiederkehrt – und teilweise auch die Differenz zwischen traditionellen Werten und deren (versuchter) Überschreitung, die Mizoguchi weniger nachdrücklich verfolgte als etwa Yasujirô Ozu.

Nachdem Mizoguchi hierzulande lange Zeit schwer erhältlich war, hat sich dank der UK-DVDs von Eureka und Artificial Eye die Situation inzwischen dankenswerterweise geändert: seit über zwei Jahren ist nun auch “Zangiku monogatari” in der – auch als BR-Edition erhältlichen – Mizoguchi Collection von Artificial Eye erhältlich, in welcher noch drei weitere Spielfilme ihren Platz gefunden haben:

Fassungseintrag von Sir Francis


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