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von PierrotLeFou

Vor 100 Jahren: Publikumserfolg mit Sessue Hayakawa

Stichwörter: 1910er DeMille Drama Erotik Hayakawa Jubiläum Klassiker Kriminalfilm Spielfilm Stummfilm USA

The Cheat (1915)

Sessue Hayakawa gilt als erster asiatischer Star Hollywoods, der gerade auch beim weiblichen Publikum enorm gefragt war und von den Studios alsbald beachtliche Gagen erhielt. Bereits sein erster Leinwand-Auftritt in "The Typhoon" (1914) ließ den vom Produzenten Thomas H. Ince entdeckten Theaterschauspieler zu einem gefragten Filmstar avancieren, aber es war ein Film von Cecil B. DeMille, dem Hayakawa internationalen Ruhm und das Image des attraktiven Liebhabers verdankte.

"The Cheat" - am 13. Dezember 1915 uraufgeführt - präsentierte Hayakawa als ruchlosen Verführer, der sich das Objekt seiner Begierde schließlich unter Ausnutzung einer Notsituation gefügig macht - um ihr später sogar ein glühendes Brandeisen in den Nacken zu pressen: eine stereotype, rassistische Figur, die bei japanisch-stämmigen Teilen der Bevölkerung lautstarke Proteste hervorrief und für die 1918er Wiederaufführung durch neue Zwischentitel in einen Bamar gewandelt worden ist. Gehorchte Hayakawas Liebhaber-Rolle als sadistische Verführer-, Erpresser- & Vergewaltigerfigur ganz und gar dem Einfluss der Wendung von der Gelben Gefahr (welche Jahre später unter dem Hayes Code den intimen Kontakt zwischen der weißen Frau und dem gelben Mann vollständig tabuisierte), avancierte Hayakawa durch diese Rolle dennoch zum Frauenschwarm. (Eine Parallele gab es Jahre später in Deutschland mit Ferdinand Marians Darstellung des Jud Süß im gleichnamigen Propagandafilm von Veit Harlan.) So problematisch DeMilles Film - der nicht verallgemeinernd über Asiaten oder Japaner bzw. Bamare insgesamt urteilt, aber den einzigen Vertreter zum stereotyp gezeichneten Schurken stilisiert - auch ist, so lassen sich ein ausgewogenes Drehbuch über Vergebung und Aufopferung zwischen Liebenden und stilistische Klasse kaum von der Hand weisen: DeMille hatte hier bereits große Kunstfertigkeit erlangt, die seinen großen Monumentalepen bloß in puncto Schauwerten unterlegen ist. (Und wie DeMille ist auch Hayakawa heutzutage eher für großes Monumentalkino bekannt: Er gab 1957 den Colonel Saito in David Leans "The Bridge on the River Kwai".) Die Bedienung rassistischer Vorurteile, die große Kunstfertigkeit und die kaum zu unterschätzende, sado-erotische Komponente ließen "The Cheat" dann auch zu einem riesigen Erfolg bei Kritik und Publikum werden: es sollte noch drei Remakes in den nächsten Jahrzehnten folgen...
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