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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Verschwörung der Frauen im Genrefilm

Stichwörter: 1970er Brynych Deutschland Drama Erotik Fabian Frankreich Glas Horror Italien Jubiläum Klassiker Kriminalfilm Satire Spielfilm Thomas

Die Weibchen (1970)

Mit "Transport z raje" (1962), "...a páty jezdec je Strach" (1965) und selbst noch mit "Já, spravedlnost" (1967), also mit seiner losen NS-Trilogie, hatte sich Zbynek Brynych als einer der gewichtigeren Regisseure der Nová Vlna, der tschechoslowakischen Neuen Welle, ausgewiesen – als deren Vorläufer er rückblickend auch mit seinen ersten Langfilmen in den 50er-Jahren galt und gilt –, ehe er schließlich in Deutschland arbeitete, wo er einige "Derrick"- und "Der Alte"-Folgen sowie das schrille Kuriosum "Die Weibchen" drehte, das erst im Dezember des Jahres erstmals gezeigt worden war, hier aber zum Internationalen Frauentag als Bonustitel in Erinnerung gerufen werden soll.
Dabei ist eine solche eigentlich kaum nötig, denn Bildstörung hat mit seiner vorzüglich bewerkstelligten DVD-/BluRay-Veröffentlichung nach längerer Vorarbeit bereits Erinnerungsarbeit geleistet und diese deutsche 70er-Jahre-Obskurität mit Uschi Glas und Françoise Fabian wieder in zwei unterschiedlichen Version zugänglich gemacht: Fassungseintrag von pinheadraiser1.
Inhaltlich fällt der Film in eine Zeit, in welcher der Feminismus laut und deutlich aus längerem Schlummer erwacht ist und nicht zuletzt im Horrorfilm aus männlicher Perspektive gespiegelt worden ist (die nicht selten Valerie Solanas radikales SCUM Manifesto vor Augen hatte): manchmal etwas deutlicher – wie in "Die Weibchen" oder Romeros "Season of the Witch" (1972) –, manchmal etwas unreflektierter – wie in Reitmans "Cannibal Girls" (1973). Brynych lässt Uschi Glas im Kurort Bad Marein Erholung suchen – doch bald schon wähnt sie sich in einem Nest, in dem die zahlreichen Frauen gleich Insektenweibchen zur tödlichen Bedrohung für die Männchen geraten. Wie genau diese Satire über neue Geschlechterrollen sich zum Feminismus positioniert, bleibt dabei offen: reaktionär fällt der Film (auch wegen etlicher Männerrollen) keinesfalls aus, seine subversiven Momente werden allerdings durch eine überdeutliche kommerzielle Stoßrichtung (die den Film dennoch nicht vor einem Kassenflop bewahrte) teilweise erheblich abgeschwächt. Stilistisch trägt der Film mit seinen Weitwinkel-Aufnahmen und dem flotten Peter-Thomas-Score, den Farben und der Ausstattung alle Züge des 70er-Jahre-Films: Der Hang zur Stilisierung, den Brynych schon im Mittelteil seiner NS-Trilogie an den Tag legte, um von seinem früheren Realismus abzuweichen, nahm hier sichtlich deutlichere, aber auch modischere Formen an.


Kommentare und Diskussionen

  1. PierrotLeFou sagt:

    Kleiner Bonustitel zum Internationalen Frauentag, um den Brynych nicht ganz rausfallen zu lassen… 😉

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