Mad City (1997)
Der griechisch-französische Regisseur Costa-Gavras hatte bereits in den vergangenen Jahrzehnten mit Klassikern wie "Z" (1969), "Der unsichtbare Aufstand" (1972) und "Vermisst" (1982) als politisch engagierter und dabei sehr kritischer Filmemacher zahlreiche Preise eingeheimst, als er sich im zarten Alter von 64 Jahren auch noch die Medien vorknöpfte, die auf der Suche nach einer heißen Story über Leichen gehen.
Im Mittelpunkt steht der einfältige, frisch als Museumswächter entlassene Sam Baily (John Travolta), der in einer Verzweiflungstat mit Schrotflinte und Sprengstoff ausgestattet seine ehemalige Chefin um ein Gespräch bittet und wegen ihrer Weigerung und infolge eines versehentlich gelösten Schusses, bei dem sein Kollege schwer verletzt wird, sie und eine Schulklasse als Geisel nimmt – sowie Max (Dustin Hoffman), einen im Karrieretief steckenden TV-Reporter, der diese Gelegenheit als große Chance wittert, mit einem lauten Knall wieder ins Gespräch zu kommen und deshalb dafür sorgt, dass neben der Polizei auch eine große Menge an Medienvertretern und Schaulustigen vor dem Museum steht und begierig auf die Eskalation wartet.
Der Geiselnehmer wider Willen, der sensationsgeile Reporter, die lauernden Gaffer, und das alles im Rahmen einer Live-Fernsehsendung – es ist wahrlich nichts Neues, was Costa-Gavras hier erzählt, doch auch wenn er etwas die Schärfe verloren hat zugunsten eines Mainstream-Appeals mit mitunter etwas zu dick aufgetragenen Klischees, der "Mad City" auch als reinen Hollywood-Unterhaltungsfilm goutierbar macht, macht er sein Anliegen deutlich. Die breite Masse lässt sich von den Medien wie ein Stier durch die Manege ziehen, je nachdem, wie sie über Sam berichten: Haben die Zuschauer zunächst noch Mitleid mit dem entlassenen Mann – etwas, das jedem passieren kann –, schlägt die Stimmung schlagartig um, sobald er in einem weiteren emotionalen Ausbruch wie wild aus einem Fenster schießt und der Tod seines Kollegen bekannt wird. Dabei hatte der geistig verwirrte Sam eigentlich gar nichts Böses im Sinn: Er wollte nur seinen Job zurück und behandelt seine Geiseln gut. Dies setzt auch bei Max einen Läuterungsprozess in Gang, der Sympathien für den Geiselnehmer entwickelt und bald bedauert, dass er die Geister, die er rief, nicht mehr loswird.
Fraglos ein guter Film – nur war "Mad City" schon während der Dreharbeiten längst von der Wirklichkeit überholt. Man musste lediglich einen Blick zurück ins Jahr 1988 ins nordrhein-westfälische Gladbeck werfen, wo die Medien zwei tumbe bewaffnete Geiselnehmer durch die Gegend hetzten, für eine reißerische Berichterstattung jeglichen Anstand über Bord warfen und den Verlust von Menschenleben billigend in Kauf nahmen..
Für kleines Geld ist bald ebenso alte DVD von Warner regelmäßig gebraucht zu beommen: Fassungseintrag von MikePG-13
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