Spellbound (1945)
Mit dem am 31. Oktober 1945 uraufgeführten „Ich kämpfe um dich“ schuf Alfred Hitchcock einen der ersten Filme, der sich um Siegmund Freuds Psychoanalyse drehte. Als Vorlage diente ihm der Roman „The House of Dr. Edwardes“ von Francis Beeding, von dem sich allerdings lediglich die Grundidee mit dem Identitätsklau im Drehbuch wiederfand, während der Film an sich ganz andere Wege ging.
Gregory Peck spielt darin den angeblichen Psychiater Dr. Edwardes, der die Stelle des pensionierten Leiters einer Nervenheilanstalt, Dr. Murchison (Leo G. Carroll), übernimmt. Schnell findet seine Kollegin Dr. Constance Petersen (Ingrid Bergman) heraus, dass mit ihm irgendwas nicht stimmt – und liegt damit völlig richtig. Der Mann leidet an einer Amnesie und glaubt, den echten Edwardes ermordet zu haben. Constance, die sich in ihn verliebt hat, will das aber nicht wahrhaben und flieht nach Enttarnung mit ihm, wild entschlossen, den Grund für seinen Gedächtnisverlust herauszubekommen, wofür sie auch in seinen Träumen wühlen muss.
Dieser mit einem Oscar für die Beste Filmmusik (Miklós Rósza) ausgezeichnete Thriller taucht vermutlich bei den wenigsten Fans des britischen Regisseurs in der Bestenliste auf, kann allerdings über fast zwei Stunden fesseln, woran neben dem effektvollen Einsatz eines Theremins, dessen fremdartig schwebenden Klänge den Bildern phasenweise schon den Charakter eines Alptraums geben, vor allem einmal mehr Hitchcocks visuelle Stärke ihren Anteil hat: Neben aus der Egoperspektive des jeweiligen Protagonisten aufgenommenen übergroßen Milchglas- und Revolver-Requisiten arbeitet der Film auch mit Schatten, die sich oftmals unheilvoll über das Gesicht des falschen Dr. Edwardes legen und immer wieder Zweifel aufkommen lassen, ob Constance sich nicht vielleicht doch irrt, wenn sie allein auf ihren Instinkt vertraut, dass er unschuldig ist. Eine von Salvador Dalí konzipierte kurze Traumsequenz mit auf Vorhängen gezeichneten Riesenaugen und teils überkünstlichen Schauplätzen fängt genau den Surrealismus ein, für den der Maler so berühmt war.
Auch wenn die Art und Weise der Traumanalyse in ihrer Einfachheit realistischen Ansprüchen nicht standhalten kann (Hitchcock würde das vermutlich als Erstes zugeben und es mit dem Argument verteidigen, dies sei schließlich auch nur ein Unterhaltungsfilm) und auch das darin gezeichnete Frauenbild, bei dem Constance allein ihrem Herzen und nicht dem Verstand folgt, was ihr an einer Stelle auch schonungslos um die Ohren gehauen wird, die Jahrzehnte nicht allzu gut überdauert hat, ist „Ich kämpfe um dich“ ein Film der vielen kleinen Höhepunkte, wie es Moonshade auch in seinem Review anmerkt.
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