Blowup (1966)
Bereits 1943 dreht Antonioni seinen ersten (Dokumentar)film, der aufgrund der Kriegswirren erst 1947 fertiggestellt wurde. Ab 1950 inszeniert er dann erste Spielfilme - zunächst "Cronaca di un amore" (1950), der sich eigenwillig am film noir und am Neorealismus bedient. Diese nur sehr begrenzte Nähe zum (ohnehin allmählich auslaufenden) Neorealismus, welcher in erster Linie dem Erlebnis des Krieges verhaftet war, liegt in einer losen Dramaturgie, die Antonioni immer weiter radikalisiert und die in seinem Schaffen der 50er Jahre schließlich in "Il grido" (1957) kulminiert: Antonionis Filme handeln - wie er selbst sich einmal ausgedrückt hat - sehr präzise von gar nichts. Mit seiner berühmten Trilogie ("L'avventura" (1960), "La notte" (1961), "L'eclisse" (1962)) Anfang der 60er Jahre erreichte er diesbezüglich seinen Höhepunkt, polarisierte zunächst erheblich und avancierte letztlich zu einem der renommiertesten Regisseure des Weltkinos. Doch dieser - gerne als Entfremdungs-Trilogie gesehenen - Trilogie konnte er nur noch den eigenwilligen Farbfilm "Il deserto rosso" (1964) folgen lassen, ehe er Italien enttäuscht verließ, um zunächst im englischsprachigen Raum Fuß zu fassen: Aus diesem Entschluss resultierten infolge eines 3-Filme-Vertrages mit MGM die Werke "Blowup", "Zabriskie Point" (1970) und "Professione: reporter" (1975) (welcher zwar weit davon entfernt ist, einer der besten Antonionis zu sein, den Hauptdarsteller Jack Nicholson allerdings einmal als seinen besten Streifen bezeichnete).
"Blowup", die am 18. Dezember 1966 uraufgeführte Julio Cortázar-Verfilmung, ist unter Antonionis englischsprachigen Werken das renommierteste - und auch das einzig kommerziell erfolgreiche. Gedreht hatte er den Film im Swinging London, welches als bedeutsamer Schauplatz der Popkultur Mitte der 60er Jahre viele Filmemacher aus dem Ausland anzog: Truffaut, Losey, Polanski, Godard und Skolimowski verschlug es neben anderen dorthin - und Antonionis "Blowup" ist mit seinem Auftritt der Yardbirds und mit seinen Mode-Shootings (u. a. mit Veruschka von Lehndorff und Jane Birkin) ein besonders eindringliches Zeitbild geworden. Aber weniger die schillernde, modische - und heute sicherlich nostalgisch verklärte - Oberfläche ist für den Film von Interesse, sondern der philosophische Gehalt der Kriminalgeschichte, in welche David Hemmings - der ein Jahrzehnt später in Argentos "Profondo Rosso" (1975) eine ähnliche Rolle spielte - hineinschlittert.
Eine lesenswerte Analyse dieses Antonioni-Films liefert Vince in seinem Review...
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