La nuit américaine (1973)
Den Prozess des Filmemachens filmisch ins Bild zu rücken, ist für Filmemacher ein reizvolles Unterfangen. Schon im frühen Stummfilm gab es solche Metafilme (wie "Mest kinematograficheskogo operatora" (1912)), im späten Stummfilm hatten sie ihre volle Kunstfertigkeit längst entfaltet (wie in "The Last Command" (1928)), das Trauma des Umbruchs vom Stumm- zum Tonfilm hatte das Classical Hollywood bald in Metafilmen verarbeitet ("Singin' in the Rain" (1952)) und mit den Neuen Wellen wurde der Metafilm als Autorenfilm originell variiert. Fellini hatte es schon mit "8½" (1963) gemacht, Godard bereits mit "Le mépris" (1963). François Truffaut, einst Godards Kumpan, mittlerweile eher ein Konkurrent, machte sich erst in den frühen 70er Jahren an seinen eigenen Metafilm – und war mit seinem am 15. Mai 1973 uraufgeführten "La nuit américaine" nicht bloß ein Nachzügler, sondern auch ein Vorläufer, denn Fellini machte Mastroianni zu seinem Alter Ego und Godard brachte Fritz Lang als Regisseur in seinen Film, wohingegen Truffaut sich geradezu selbst spielt: mit anderem Namen zwar, aber doch in seinem typischen Look, seiner generellen Selbstinszenierung folgend. Damit war er sowohl Godard voraus, der erst in den 80er Jahren zunehmend und später vor allem in "Notre Musique" (2003) als Filmemacher in seinen Spielfilmen vor der Kamera stand, als auch Fellini, der erst (sieht man von seiner komödiantischen TV-Doku "I clowns" (1970) ab) in "Fellini Intervista" (1987) sich selbst spielte (wie er beim Dreh eines autofiktionalen Biopics Sergio Rubini als Alter Ego seine Jugenderlebnisse nachspielen lässt). Der Vorwurf der Nabelschau wird solchen Projekten mitunter gemacht, insbesondere aus Ecken, die dem Autorenfilm generell ablehnend gegenüberstehen, ein Minimum an Eitelkeit ist sicherlich auch vorhanden, aber letztlich werden intime Einblicke ins eigene Innenleben dargeboten, in die sich auch Nicht-Filmschaffende einfühlen können. Truffaut ist dabei jedenfalls auch gleich einer der schönsten Truffaut-Filme gelungen, in dem unter anderem Jean-Pierre Léaud, Jacqueline Bisset und Nathalie Baye brillieren: und der unterhaltsam die Probleme und Katastrophen schildert, die bei der gemeinschaftlichen Anfertigung eines Kunstwerkes eintreten können...
Mehr? Review von Jayson
Registrieren/Einloggen im User-Center