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von Stefan M

Vor 50 Jahren: Alfred Hitchcocks Verfilmung des Leon-Uris-Beststellers “Topas” wird zum Misserfolg

Stichwörter: 1960er Dor Hitchcock Jubiläum Klassiker Literaturverfilmung Noiret Piccoli Spielfilm Thriller Uris USA

Topaz (1969)

Nachdem Hitchcock bei seinem 50. Film "Der zerrissene Vorhang" einen Ausflug in die Deutsche Demokratische Republik wagte und eine ziemlich eigenwillige Interpretation der dort herrschenden Zustände zeichnete, nahm er sich mit der Verfilmung des Romans "Topas" von Leon Uris eines weiteren Krisenherdes an – der infolge des lange schwelenden Kalten Krieges zwischen den Westmächten und dem Ostblock hochkochenden Kubakrise, die die Welt 1962 rund zwei Wochen in Atem hielt. Der am 17. Dezember 1969 uraufgeführte Film indes schaffte es nicht, sein Publikum atemlos zu machen – er floppte an den Kinokassen.

Obwohl wie gewohnt souverän inszeniert, liegen die Gründe für das Scheitern klar auf der Hand. Anders als sonst – und etwa noch im Vorgänger – setzt Hitchcock nur noch in wenigen Szenen auf die von seinen Zuschauern so geliebten Spannungshöhepunkte, sondern erzählt seine Geschichte sehr nüchtern – kalt quasi wie den Kalten Krieg. Einem Finale klassischer hitchcockscher Prägung verweigert sich der Film ebenso wie einer durchgängigen Haupt- und Heldenfigur, der man quer durch die bunten Schauplätze Washington, New York, Kopenhagen, Paris und Kuba folgen könnte. Das war natürlich zu viel für den Kinogänger, der ja auch ein Gewohnheitstier ist und lieber das Erwartete sehen will und kein sich in seinem Stil eher italienischen Politfilmen wie "Z" von Costa-Gavras annäherndes Werk, erst recht nicht von einem mittlerweile 70-jährigen Regisseur, der sich über Jahrzehnte hinweg einen Namen als "Master of Suspense" gemacht hat.

Hitchcock hadert mit der Umsetzung des komplexen Stoffs und hat die undankbare Aufgabe, eine große Schar an US-amerikanischen und europäischen Schauspielern unter einen Hut zu bringen, darunter so bekannte Namen wie Michel Piccoli, Philippe Noiret oder die 2017 verstorbene Karin Dor, die auf zwei Stunden komprimiert aber allesamt nicht vertiefend dargestellt werden können. Brillante Momente wie Juanitas Ermordung, bei der sich das Kleid der Getöteten während des Sturzes wie ein Blutfleck am Boden ausbreitet, oder den supensehaltigen Einbruch ins kubanische Hauptquartier enthält aber auch dieser wenig aufregende und in der langen Vita des Regisseurs oft übersehene Film, Hitchcocks drittletzter, bevor er für den schwarzhumorig-bösen "Frenzy" noch einmal in seine Heimat England zurückkehrte.

Wohlwollende Worte zum Film findet Bretzelburger in seinem Review...


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