Las Aventuras de Juan Quin Quin (1967)
In einem Interview, welches Peter B. Schumann Mitte der 70er Jahre einmal mit Tomás Gutiérrez Alea und Julio García Espinosa führte, waren sich beide Regie-Ikonen des kubanischen Films einig, dass der dokumentarische Film bis in die 60er Jahre hinein das organischere, direktere Kino Kubas dargestellt hätte. Ein wirklich authentischer kubanischer Spielfilm entstand Alea zufolge erst in den Jahren 1967 bis 1969: Die Authentizität dieser Filme sieht Alea vor allem in ihrem widerständigen, kämpferischen Geist (welcher die antikolonialistischen, antiimperialistischen Unabhängigkeitsbemühungen Kubas durchziehe, die generell in den traditionellen Kunstformen anzutreffen wären). Dazu gehört auch eine formale Frische, welche nicht zuletzt der Nouvelle Vague geschuldet war: Die Filme halten sich wenig an Konventionen, was sich vor allem auch daran zeigt, dass die Grenze zwischen Spielfilm und Dokumentarfilm nie so ganz eindeutig ausfällt.
"Las Aventuras de Juan Quin Quin", die im Juli 1967 uraufgeführte, grelle Tragikomödie mit Anleihen beim Schelmenroman, ist ein frühes Beispiel des von Alea angeführten authentisch kubanischen Kinos: Mit teils satirischen Zuspitzungen widmet sich der Film - nach einer Romanvorlage Samuel Feijóos - den Erlebnissen seiner titelgebenden Hauptfigur, die sich nach zahlreichen Ungerechtigkeiten zum revolutionären Kampf entschließt. Dass der Film auch auf dokumentarische Formen zurückgreift und sich der Revolutionsthematik widmet, hält ihn allerdings nicht davon ab, Anleihen beim Comic (mit seinen Sprechblasen) zu nehmen, Slapstick-Elemente und Western-Parodien einzubinden und seinen Helden mehrfach augenzwinkernd in die Kamera sprechen zu lassen: Quin Quins Werdegang vom Messdiener unter der Fuchtel eines despotischen Geistlichen zum Stierkämpfer und Zirkusstar, zum Jesus-Passionsspiel-Darsteller, zum Feldarbeiter und Guerilla-Kämpfer ist in erster Linie eine ausgelassene Farce, die sich gegen Kirche, Kapital und Armee richtet und mag mit dieser Haltung - gleichwohl ein deutlich stilisiertes Kunstprodukt - durchaus authentisch erscheinen. Neben "Memorias del subdesarrollo" (1968), "Lucía" (1968) oder "La primera carga al machete" (1969) hat sich "Las Aventuras de Juan Quin Quin" dann auch bis heute als einer der richtungsweisenden kubanischen Filmklassiker der späten 60er Jahre behaupten können.
Kostengünstig liegt diese Abenteuerkomödie in ihrer englisch untertitelten Originalversion und in der kürzeren deutschen Version als Doppel-DVD bei Icestorm vor: Fassungseintrag von Digby
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