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von Stefan M

Vor 50 Jahren: Die Katastrophenfilmflutwelle schwappt durch die Kinos

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Airport 1975 (1974) & Earthquake (1974) & The Towering Inferno (1974)
Das Genre des Katastrophenfilms reicht bis in die Anfänge des bewegten Bildes zurück, wobei der nur etwas länger als einminütige Film "Éruption volcanique à la Martinique" des Stummfilmpioniers Georges Méliès aus dem Jahr 1902 in jener Zeit vermutlich der bekannteste war. Bis zur ersten richtigen Hochphase dauerte es allerdings bis in die 50er-Jahre hinein – auch als Antwort auf den Kalten Krieg und das Wettrüsten der Großmächte, was Ängste in der Bevölkerung schürte. Zahlreiche Vertreter beinhalteten dabei auch Horror- und Science-fiction-Elemente, beispielsweise mit riesenhaften Insekten. Die Phase flaute in den 60er-Jahren wieder ab, jedenfalls bis Ende des Jahrzehnts, denn von da an waren teure und starbesetzte Katastrophenfilme plötzlich en vogue, um der Generation des New Hollywood, die von Verunsicherung geprägt war, Bombast entgegenzusetzen.
Als Meilenstein galt dabei "Airport" (1970), in dem es eine Bombe im Flugzeug zu entschärfen galt. Dieser wurde ein Riesenerfolg und erhielt neben einem Oscar (Helen Hayes als beste Nebendarstellerin) noch neun weitere Oscarnominierungen. Folglich fühlten sich weitere Produzenten ermutigt, die Erfolgsformel zu recyceln und weitere Katastrophen in die Kinos zu bringen. Der Höhepunkt dieser Welle war womöglich im Herbst 1974 erreicht, als in den USA jeweils im monatlichen Abstand "Airport 1975" – die Fortsetzung von ,,Airport" – am 18. Oktober 1974, "Earthquake" am 15. November 1974 und "The Towering Inferno" am 16. Dezember 1974 herauskamen.
Während es bei "Airport 1975" einmal mehr um Flugzeugprobleme geht (diesmal infolge eines Zusammenstoßes mit einem anderen Flugzeug), galt es in "Earthquake" die Folgen einer gewaltigen Erschütterung zu überwinden. Bei "The Towering Inferno" mussten Menschen aus dem Inneren eines brennenden Hochhauses befreit werden. Dabei war Charlton Heston gleich zweimal als Held gefragt (in "Airport 1975" und "Earthquake"), und Steve McQueen und Paul Newman teilten sich in "The Towering Inferno" die Heldenrolle auf. Tatsächlich folgen die Filme allesamt demselben Schema (längere Einleitung, Katastrophe, Rettungsaktion). Da teuer produziert, setzen sie wie moderne Blockbuster auf reine spektakuläre Schauwerte mit nur schablonenhaft gezeichneten Figuren ohne Tiefgang (und wenn doch, dann eher holzschnittartig und bemüht hineingepresst), die sich größtenteils auch heute noch sehen lassen können. Dabei wurden im Fall von "Earthquake" auch neue Techniken ausprobiert wie der Sensurround-Ton, der dann auch mal den Putz von den Kinodecken prasseln ließ, um das Kinopublikum noch stärker in den Film hineinzuziehen.
Bemerkenswert ist aus heutiger Sicht für die allesamt erfolgreichen Filme, die bis in die Nebenrollen mit bekannten Gesichtern aufwarten konnten, vor allem die Kompromisslosigkeit, wie mit den Figuren (insbesondere in "Earthquake" und "The Towering Inferno") umgegangen wird: Klar, viele Katastrophenfilme hatten immer ein gewisses Maß an Menschenverachtung an sich, wenn es darum ging, die Figuren möglichst einprägsam über die Klinge springen zu lassen, aber tatsächlich konnte sich darin nicht einmal die Hauptfigur sicher sein, den Film zu überleben, wo in den seelenlosen Roland-Emmerich-CGI-Gewittern doch eine gewisse Vorhersehbarkeit in der Handlungsentwicklung gewahrt bleibt, um wenigstens für die wichtigsten Figuren ein Happy End zu erzwingen.
In den kommenden Jahren folgte noch eine ganze Reihe weiterer Vertreter der Art, die mit zunehmendem Maße aber auch immer lächerlicher wurden, wenn plötzlich auch Bienen in "The Swarm" (1978) mitmischten, ehe sich der Trend wieder legte. Wiederbelebt wurde er schließlich durch Erfolge wie "Twister" (1996) und vor allem "Titanic" (1997) Mitte der 90er.



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