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von Stefan M

Vor 50 Jahren: David (Mann) gegen Goliath – Spielbergs fulminantes Kinodebüt, das ursprünglich gar keins sein sollte

Stichwörter: 1970er Goldenberg Jubiläum Klassiker Literaturverfilmung Spielberg Spielfilm Thriller TV-Film USA Weaver

Duel (1971)

1971 war ein gutes Jahr für den gerade 24-jährigen Steven Spielberg, denn er machte gleich mit zwei Fernsehfilmen paukenschlagartig auf sich aufmerksam: Im September flimmerte (nach einem Einzel- und einem Pilotfilm) die erste reguläre Folge der langlebigen "Columbo"-Reihe über US-amerikanische Bildschirme (,,Tödliche Trennung"). Sein visuelles Gespür war dabei bereits in diesem frühen Stadium seiner Karriere auffällig. Erstmals Meisterschaft erlangte er aber nur zwei Monate später mit dem am 13. November 1971 uraufgeführten Actionthriller "Duell", der einen heute noch in die Sessel drückt.
Basierend auf einer Kurzgeschichte im Playboy inszenierte Spielberg in knapp drei Wochen die hochspannende Geschichte des Geschäftsmannes David Mann (Dennis Weaver), der den Fehler begeht, einen riesigen schmutzigen Tanklastwagen zu überholen. Es wird nie klar, ob der Fahrer sich davon provoziert fühlt oder er einfach seine Langeweile vertreiben will – fest steht, dass er ein Psychopath ist und das Überholmanöver zum Anlass nimmt, Mann gnadenlos über einen Highway durch staubige Landschaften zu hetzen, koste es, was es wolle.
Dieses minimalistische Storygerüst reizt Spielberg bis zum Äußersten aus: Eine abwechslungsreiche Kameraarbeit mit ungewöhnlichen Einstellungen, der dynamische Schnitt von Frank Morriss, der weit über die Möglichkeiten des Mediums Fernsehen hinauszugehen scheint, und Billy Goldenbergs klirrender, meist atonaler Score, der erst nach rund 20 Minuten dauerhaft einsetzt, peitschen "Duell" immer weiter nach vorn. Selbst Ruhepausen wie ein längerer Aufenthalt in einem Café, in dem der in Todesangst versetzte Mann seine immer paranoider werdenden Gedanken in den Griff zu bekommen versucht, werden dabei auf den Spannungssiedepunkt getrieben, und Weaver als Durchschnittsmann tut sein Übriges mit seiner sehr überzeugenden Vorstellung. Mann bleibt dabei stets die Maus, die von der nie gezeigten Katze, dem Lkw-Fahrer, gejagt wird und pfeift mehr und mehr aus dem letzten Loch, weil sich irgendwann auch zwangsläufig die Unterlegenheit seines kleinen Plymouth Valiant gegen das gigantische Ungetüm zeigen muss.
Dieses bemerkenswerte Frühwerk erwies sich als ein solcher Erfolg, dass es 1973 noch einmal für die Kinos aufbereitet wurde. Weil der Film mit nicht einmal 74 Minuten sehr kurz war, wurden an zwei Tagen einige Szenen nachgedreht, die sich aber tatsächlich nahtlos in die übrige Handlung einreihen. 1975 entstand dann ein Quasi-Remake, das den meisten Zuschauern sicherlich als "Jaws" oder auch "Der weiße Hai" ein Begriff sein wird – nur dass es dafür auf das Meer ging und der Lkw zum Raubfisch wurde.

Mehr? Review von McClane


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