La orgía de los muertos (1973) & El ataque de los muertos sin ojos (1973) & El retorno de Walpurgis (1973)
1972/1973 hatte der spanische Horrorfilm seinen quantitativen Höhepunkt erreicht: für Spaniens größten Stars des Genres, Paul Naschy, schlug sich das in Form von gleich zehn Filmen nieder, die 1973 herauskamen. Zugleich ließ Amando de Ossorio nach dem Erfolg von "La noche del terror ciego" (1972) seine reitenden Leichen wieder auferstehen, um sie zur dritten großen spanischen Horror-Reihe nach Jess Francos Dr.-Orloff-Filmen und Naschy Werwolf-Filmen auszuweiten.
Besagte Werwolf-Filmreihe rund um Waldemar Daninsky (Paul Naschy) leistete sich mit dem im Juni 1973 gedrehten und am 26. September 1973 uraufgeführten "El retorno de Walpurgis" eine Art Neustart. Wie schon in "La noche de Walpurgis" bekommt es Daninsky hier mit einer (im allerweitesten Sinne) vampirischin Aristokratin zu tun. Aber der Film, der sich im Titel noch als Fortsezung auszuweisen scheint, verschafft der längst populären Figur eine neue Entstehungsgeschichte (in einer überhaupt holperig und lose verbundenen Reihe): Es ist ein gänzlich anderer Daninsky, der im Mittelalter dem Grafen Bathory im Duell den Kopf abschlägt und die satanistische Gräfin Bathory zum Tode verurteilt, die daraufhin das Haus Daninsky verfluchen wird. Als dann Waldemar Daninsky viele, viele Jahre später, irgendwann im späten 19. Jahrhundert, einen Wolf tötet, der sich als Werwolf entpuppt, entfaltet der Fluch (wieder?) seine Macht: eine Angehörige des Toten, die die Zigeuner-Folklore des klassischen Horrorfilms und insbesondere des Werwolffilms mit ins Boot holt, schickt eine junge Frau los, um Daninsky mit unheilvollem Zauber in einen Werwolf zu verwandeln. Nach solch unnötig verwickeltem Anfang nimmt der Film dann einen konventionellen Gang, ohne nochmals die Figur der Gräfin Bathory aufzugreifen: Eine Liebesbeziehung geht der Wolfsmensch ein, der seines Lebens nicht mehr glücklich werden kann; durch die Hand der Geliebten wird er Erlösung finden – der Fluch indes wird auf den gezeugten Sohn überspringen... Dem wüst geschriebenen Streifen verleiht Carlos Aureds routinierte Inszenierung viel Charme, derweil die Dramaturgie nach irritierendem Einstieg konventionelle Gruselunterhaltung mit tragischen Zügen entfaltet und somit auch dem klassichen Halbwesen in seiner Tragik gerecht wird, anstatt voll und ganz auf die expliziten Gräuelbilder zu setzen, die im spanischen Horrorfilm jener Jahre in der Nähe zum Splatterfilm en vogue waren. Mehr? Review von RegieHansS...
Unmittelbar zuvor war am 3. September 1973 der schon 1972 gedrehte "La orgía de los muertos" herausgekommen: Der Regisseur José Luis Merino hatte den bereits in anderen Projekten steckenden Paul Naschy für eine kleine Rolle als Totengräber verpflichten können, die Naschy dann quasi als Ko-Autor noch einmal überarbeiten sollte. Herausgekommen ist ein Mix aus murder mystery und Horrorfilm über eine Mordreihe im Umfeld eines Schlosses irgendwo im Balkan, wo der Neffe eines verschiedenen Grafen sein Erbe antritt, derweil erst der nekrophile Totengräber, dann aber vor allem ein mad scientist äußerst verdächtig wirken: Tatsächlich experimentiert Letzterer auch mit der Wiederbelebung Toter, was ihm schlussendlich zum Verhängnis werden soll. Mit wüsten Details, aber recht stimmungsvoll kommt dieser eher ungewöhnliche Naschy-Film daher, in welchem der große Star des Genre allerdings bloß eine Nebenfigur abgibt, die allerdings einige memorable Auftritte hat. Mehr? Review von buxtebrawler...
Auch in de Ossorios am 14. September 1973 uraufgeführten "El ataque de los muertos sin ojos" stehen (wie bei Merino) die Toten auf, entstammt das Grauen (wie bei Aured) der Vergangenheit (fast als ob der spanische Horrorfilm inmitten der – sich 1973 dem Ende zuneigenden, schon 3½ Dekaden andauernden – Franco-Dikatatur mehr als die britischen oder US-amerikanischen Vertreter den Nachwirkungen der Vergangenheit im Hier und Jetzt hat widmen wollen): 500 Jahre liegt es zurück, dass die Bewohner eines Dorfes die satanischen Templer geblendet und verbrannt haben, welche zuvor die Gegend unsicher gemacht und Frauen für Menschenopfer entführt haben. Zur Feier dieses Jubiläums bereitet sich die Dorfgemeinschaft entsprechend vor; ein ausgegrenzter Außenseiter macht sich indes an die Erweckung der Toten, die nach Rache streben... In eine Kirche, in der es die Nacht zu überstehen gilt, flüchten sich die noch lebenden Einwohner(innen) in diesem Sequel zu de Ossorios Kult-Klassiker, das sich merklich bei "Night of the Living Dead" (1968) bedient und zugleich wie eine Inspirationsquelle für "The Fog" (1980) wirkt.
Mehr? Review von McClane...
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