Gösta Berlings saga (1924)
Mit "Herr Arnes pengar" (1919) hatte Mauritz Stiller seinerzeit seine erste Adaption eines Selma-Lagerlöf-Stoffes vorgelegt und mit der ambitionierten Umsetzung ihrer Novelle seinen bis dahin besten Film geschaffen, der bis heute als einer der besten Filme der schwedischen Filmgeschichte gilt. Seine zweite, freiere Lagerlöfverfilmung "Gunnar Hedes saga" (1923) erzielte diesen Status; dafür landete er mit dem ab dem 10. März 1924 uraufgeführten "Gösta Berlings saga" wieder einen Volltreffer. Dabei fanf vor allem die internationale, mehr als drei Stunden lange Version Verbreitung, wohingegen die auf zwei Filme aufgeteilte, etwa vierstündige Ursprungsfassung nur in Schweden, Norwegen und Finnland vertrieben wurde und heute als nicht mehr vollständig erhalten gilt. Einer 2008 veröffentlichten restaurierten Fassung sollte 2018 dann nochmals eine deutlich längere Version folgen, die aber noch immer nicht an die Ursprungsversion heranreicht. In diesem monumentalen Familiensaga-Epos steht Lars Hanson als junger Pfarrer Gösta Berling im Zentrum der Geschichte; zu einem nicht gerade tugendhaft-vorbildlichen Lebenswandel neigend und darüber selbst nicht so ganz glücklich. So folgen gewissermaßen seine Lehr- und Wanderjahre, bei denen ihm Greta Garbo als Gräfin Dohna erbaulich zur Seite stehen wird. In epischer Breite schildert Stiller diese Geschichte eines Lebenswandels, dabei von weiten Schnee- und Eislandschaften über lodernde Brände in prächtigen Bauten bei Nacht bis hin zu Frühlingsidyllen eine Motivvielfalt einbindend, die stets eine handwerklich hochsolide und mit viel Gespür für Dynamik, Rhythmus und Komposition bewerkstelligte Umsetzung erfährt. "Gösta Berlings saga" sollte neben "Herr Arnes pengar" Stillers großes Meisterwerk bleiben; noch heute konkurrieren beide Titel um den Spitzenplatz in Stillers Filmografie.
Zu bekommen ist die 2008er-Variante beim Svenska Filminstitutet auf DVD (Fassungseintrag von Freddy J. Meyers), die auch in der Box Svenska Stumfilms-Klassiker neben fünf anderen hervorragenden Filmen vorliegt.
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