Oi! Warning - Leben auf eigene Gefahr! (1999)
Die Zwillingsbrüder Benjamin und Dominik Reding konnten um die Jahrtausendwende mit etwa 30 Jahren auf einen bereits recht erfahrungsreichen Werdegang zurückblicken: Plakatgestalter, Sänger, Journalist, Student, Darsteller, Regie-Assistent und schließlich Regisseur waren Stationen bei Benjamin Reding, Architektur-Student und Student im Bereich Visuelle Kommunikation war sein Bruder, um als Regisseur und Autor zu arbeiten. Mit ihrer Zusammenarbeit an dem am 11. Juli 1999 uraufgeführten "Oi! Warning", Dominik Redings Abschlussfilm, brachten sie einen der renommiertesten deutschen Spielfilme seiner Zeit heraus, der auch international große Beachtung fand. Dem vorurteilsbehafteten Bild der Skinheads stellten sie ein eindringliches Porträt der Oi-Skins gegenüber, für das sie nicht bloß ausgiebig Recherche betrieben, sondern auch die Punks-Bands Terrorgruppe, Loikaemie und Smegma zur Mitwirkung bewegen konnten. Die kraftvollen S/W-Bilder, der lockere und somit skandalträchtige Umgang mit Homoerotik und krasser Gewalt – mündend im Bordsteinkantenbiss, den man problematischer bereits in "American History X" (1998) gesehen hatte und der in Andres Veiels "Der Kick" (2006) wieder Thema sein sollte – und der authentisch anmutende Einblick in eine Jugend- und Subkultur faszinierten Publikum und Kritik (unter anderem beim Sundance Film Festival), zugleich war das für 900.000 DM produzierte Werk sowohl bei der hiesigen Filmförderung als auch bei der schließlich einlenkenden Filmbewertungsstelle Wiesbaden eher skeptisch gesehen worden. Diese Missachtung steht im herben Kontrast zum Engagement der Redings, die den Film dem 1998 21-jährig erstochenen "Tiger" den Film widmeten; ursprünglich hätte der Verstorbene zum Cast zählen sollen. Obwohl zwar eine Ausweitung zu einer losen Deutschland-Trilogie geplant war, konnten die Brüder (nach einer "Tatort"-Folge) bloß noch das Wanderjahre-Roadmovie "Für den unbekannten Hund" (2007) fertigstellen. Deutscher Realität widmeten sie sich Mitte der 10er Jahre dann nochmals mit einem Theaterstück zum NSU.
Mehr zum Inhalt verrät das Review von Funeralthirst.
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