Casablanca (1942)
"Casablanca" ist fraglos einer jener Filmtitel, die auch bei vollkommen film-uninteressierten Menschen Assoziationen auslösen. Einige Gesten Bogarts sind ebenso Kult wie auch viele Dialogzeilen des - in seiner ursprünglichen deutschen Synchro schwer sinnentstellten - Films, der auch nach einem Dreivierteljahrundert noch immer gerne zitiert wird: Im Grunde vergeht seit Uraufführung kein Jahr, in dem nicht eine Vielzahl von Filmen oder TV-Produktionen Bezug auf Michael Curtiz' großen Klassiker nimmt. Humphrey Bogart, Ingrid Bergman, Claude Rains, Conrad Veidt, Peter Lorre, Hans Heinrich von Twardowski und viele andere Stars haben gemeinsam mit Max Steiners Filmmusik eine sehr einprägsame Erfahrung aus diesem Film werden lassen: Gemeinhin ist es eher den großen Filmkomikern von Chaplin bis Laurel & Hardy, den großen Halbwesen von Lugosis Dracula bis King Kong und Godzilla vorbehalten, sich derart intensiv im kulturellen Gedächtnis einzuprägen. Nur ganz selten gelingt es den natürlichen, wenngleich charismatischen Figuren des Kinos, ähnlich stark haften zu bleiben: einem "Rebel Without a Cause" (1955) mit seinem rührenden Dreigestirn Dean, Wood und Mineo etwa... einem "C'era una volta il West" (1968) mit seinem maskulinen Bronson und der bildschönen Cardinale...
Als "Casablanca" am 26. November 1942 uraufgeführt worden ist, hatte keiner der beteiligten Filmschaffenden auf solch einen derart durchschlagenden Erfolg zu hoffen geglaubt. Die meist positiven Kritiken, der kommerzielle Erfolg und erst recht die acht Oscar-Nominierungen ließen aber bereits ahnen, dass hier etwas Großes entstanden war. Und ambitioniert war das Projekt auch durchaus von Beginn an gewesen, wenngleich man dem zugrundeliegenden Theaterstück von Murray Burnett und Joan Alison jede Menge Kitsch attestierte. William Wyler, der bereits Meisterwerke wie "Dodsworth" (1936), "Jezebel" (1938), "Wuthering Heights" (1939) oder "The Westerner" (1940) gedreht hatte, war die Regie ursprünglich angetragen worden, ehe dann Michael Curtiz einspringen musste, der vielleicht der weniger virtuose Filmregisseur war, aber ebenfalls etliche Publikumserfolge vorzuweisen hatte. Und Kameramann Arthur Edeson hatte immerhin bereits so verflucht gutaussehende Filme wie "All Quiet on the Western Front" (1930), "Frankenstein" (1931) und "The Maltese Falcon" (1941) gefilmt. (Auch ein noch junger Don Siegel gehörte übrigens zum Team.)
Der Mix aus Propaganda, Melodramatik, Exotik, Melancholie, Abenteuer, Sentimentalität, stereotypen - aber glaubwürdigen - Figuren und Anspielungen, welche den Hayes Code teils unterwanderten, teils wegen des Codes entschärft worden waren, ging 1942 voll auf und hat vermutlich auch aufgrund des Nostalgie-Faktors später nichts von seiner Faszination verloren, an der noch in den Nebenrollen charismatische Stars ihren Anteil hatten. Spätestens die Marx Brothers-Komödie "A Night in Casablanca" (1946) ließ dann vier Jahre später erkennen, welchen Rang "Casablanca" bereits inne hatte. Woody Allens "Play it again, Sam" (1972) machte noch knapp drei Jahrzehnte später Curtiz' Klassiker zum Bezugspunkt der Handlung. In Deutschland jedoch kam der Film erst 1952 als gekürzte, fehlsynchronisierte und vollkommen sinnentstellte Spionagegeschichte, welche das schlechte Gewissen wegen des Nationalsozialismus nicht reizen sollte, in die Kinos und wurde erst Mitte der 70er Jahre in angemessener Weise zugänglich gemacht.
Worum es überhaupt geht und wo dieser Kult-Klassiker neben seinen Vorzügen auch manche Schwächen hat, verrät McClane in seinem Review.
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