Lord of Illusions (1995)
Vor bald einem halben Jahrhundert hatte die Filmkarriere Clive Barkers begonnen, der – nach ersten Schul- und Unitheater-Erfahrungen und unter dem Einfluss des US-amerikanischen Undergroundfilms – gerade einmal 20-jährig zur Kamera griff und den Kurzfilm "Salome" (1973) drehte, um etwas später den ästhetisch ähnlich gestalteten Halbstünder "The Forbidden" (1978) nachzuschieben. In beiden Titeln klingt an, was Barker und in Literatur und Film künftig vermehrt aufgreifen sollte: das Begehren und die Überschreitung, kulminierend im Kurzroman "The Hellbound Heart" (1986). Die Geschichte, die er nach seinen Erfolgen mit den "Books of Blood" (1984/85) vorlegte, geht nicht nur der Frage nach, wozu Liebe und Begehren in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen einen befähigen können, sondern nimmt zugleich auf die doppelseitige Gestalt der Lust Bezug, die das erhebende Übersichhinaussteigen und den entsetzlichen Selbstverlust gleichermaßen vereint. Daraus kreierte er selbst – nachdem Verfilmungen seiner früheren Werke verständlicherweise kaum seinen Zuspruch fanden – den einflussreichen harten Horrorfilm "Hellraiser" (1988), in der sich der Sadomasochismus als destruktive Monstrosität präsentiert. Der Film war Initialzündung einer langlebigen, tendenziell immer schwächer geratenden Reihe, derweil Barker selbst zeitgleich seinen neuesten Roman auf den Markt brachte: "Cabal" (1988). Diesem Romanerfolg konnte er nach seinem erfolgreichen Langfilm-Regiedbüt recht schnell die Verfilmung "Nightbreed" (1990) nachschieben, die sich in den 90er-Jahren zum kleinen Kultfilm des Genres mauserte und viele Jahre auf einen lang ersehnten "Cabal Cut" warten musste. Während unter der Regie von Bernard Rose mit dem jüngst neuverfilmten "Candyman" (1992) eine weitere hochwertige Barker-Verfilmung in die Kinos gelangte und Fans die Wartezeit überbrückte, brachte Barker selbst erst 1995 wieder einen Film zustande, der bis heute sein letzter bleiben sollte, wenngleich es immer wieder Pläne weiterer Regie-Projekte gab.
Der am 25. August 1995 uraufgeführte "Lord of Illusions" mag ein wenig enttäuschen, gibt sich die Verfilmung von "The Last Illusion" (1985) doch etwas weniger spektakulär. Zwar ist mit dem Schwarzmagier Nix ein gewichtiger Antagonist mit ausgesprochen üblen Plänen vorhanden, der durchweg unterhaltsame Film besitzt jedoch weniger die verstörende Direktheit von "Hellraiser" noch die kreativ überschäumende Fantasie von "Nightbreed". Dennoch gehört der Film mit starken Einzelszenen, kleinen inszenatorischen Höhepunkten und einem routinierten Spannungsbogen zu den erinnerungswürdigeren Horrorfilmen der 90er Jahre, was Barkers spätere Untätigkeit auf dem Regiestuhl reichlich bedauernswert erscheinen lässt.
Über die Qualitäten dieses letzten Barkers äußert sich buxtebrawler in seinem Review...
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